NK Croatia Zagreb - FC Celtic Glasgow

Glücklichen Umständen hatte ich es zu verdanken, daß während meines Urlaubs in Kroatien das Spiel zur Champions-League-Qualifikation zwischen den damaligen NK Croatia (heute wieder Dinamo und wirtschaftlich marode wie eh und je) und Celtic Glasgow anstand, ich durch Verwandte Karten bekam und so diesem Knaller beiwohnen konnte.

Es war die zweite Runde der Qualifikation, und in Zagreb und Umgebung gab es in den Tagen rund um das Spiel nur dieses eine Thema: Dinamo Zagreb (trotz des damaligen Namens NK Croatia) in der Champions-League. Alles träumte zu dieser Zeit von Spielen gegen Borussia Dortmund, Ajax Amsterdam oder AC Milan, wo der verlorene Sohn Zvonimir Boban spielt, der beim Spiel gegen Roter Stern direkt vor Ausbruch des Kriegs durch gewagte Kampfeinlagen Kultstatus erlangte.

Am späten Nachmittag des 26.08.1998 war es soweit, wir bestiegen das Auto eines Cousins und fuhren vom bergigen Umland in die Großstadt Zagreb. Unterwegs wurden wir im Auto mit Musik ähnlich der von unserer Erwin-CD unterhalten und die beiden Zagreber unter uns gröhlten sich den Hals heiser.

Aus allen Teilen Kroatiens waren Autos zu sehen, an diesem Abend gab es im ganzen Land nur Eines: Dinamo!

Nach ausgiebiger Parkplatzsuche, das Stadion Maksimir liegt mitten in der Stadt, begaben wir uns die letzten Meter zu Fuß zum Stadion. Vor den Eingängen dann Chaos pur: Ein Gedränge, wie ich es seit meinem ersten AC/DC-Konzert in der Festhalle nicht mehr erlebt habe! Die Masse wogte hin und her, man wurde eingequetscht und ausgepresst wie eine Zitrone! Dabei immer wieder Hassgesänge gegen die Polizei, die als Zigeuner tituliert wurden.

Nach ca. 90 Minuten im schlimmsten Gedränge meines Lebens waren wir endlich drin, meine bessere Hälfte war fix und fertig und wollte nie mehr mit in ein Fussballstadion! Nun ging es erstmal unter unsere Tribüne, wo das gute Ojuisko-Pivo aus kalten Flaschen in Plastikbecher gefüllt wurde. Unter dieser Tribüne fühlte man sich irgendwie wie in einem Bunker, überall blanker alter Beton, Drahtzäune und zwischendrin die von der Polizei bewachten Aufgänge.

Nach 2-3 Pivo sind wir dann hoch auf unsere Plätze. Es war eine Sitztribüne für schätzungsweise 12.000 Leute, die sich langsam aber sicher füllte, wir waren froh, endlich sitzen zu dürfen. Die Stimmung war einfach prächtig, die Lieder aus den Lautsprechern wurden von den Fans aufgenommen und mitgesungen.

Als sich der Anpfiff näherte, wurde dann schon klar, hier ist man in Südeuropa und nicht in Deutschland! Die Stimmung explodierte, in den Stehrängen in der Kurve stand der harte Kern und brannte, umzingelt von gepanzerter Polizei, alles ab, was irgendwie brennen, rauchen oder leuchten konnte. Das Stadion, damals noch so ein Riesentrümmer aus jugoslawischer Komunistenzeit, mit Laufbahn und Präsidentenloge, gleichte einem Hexenkessel. Trotz Laufbahn ums Spielfeld und dem wirklich weiten Rund, dachte man eher in einem reinen Fussballstadion zu sitzen.

Sitzen? Ne, mit Sitzen war ab sofort nichts mehr, wenn man was vom Spiel mitbekommen wollte! Die gesamte Tribüne, nein das gesamte Stadion verbrachte das Spiel im Stehen. Es wurde fortwährend gesungen und eine super Stimmung gemacht.

Die Schotten, ca. 500 haben die lange Reise auf sich genommen, wurden in einen kleinen Käfig auf der Haupttribüne gepfercht und machten auch einige Male auf sich aufmerksam, ohne jedoch jemals an die Lautstärke der Kroaten heranzukommen.

Dinamo hatte damals eine große Mannschaft mit den Stützen Prosinecki, Nationaltorwart Ladic, dem australischen Torjäger Viduka, Simic oder Rukavina. Schon nach einiger Zeit brandete das erste Mal Torjubel auf. 1:0 für die Gastgeber, die Tribüne bebte, daß ich glaubte, sie könnte einstürzen! Wahnsinn! Noch vor der Halbzeit fiel auch noch das Tor zum 2:0, wieder begleitet von einem noch nie erlebten Begeisterungssturm.

Schließlich kam die Halbzeit und endlich wieder eine Erfrischung, denn es war sehr heiß unter dem kroatischen Nachthimmel und das Spiel trug nicht gerade zur Abkühlung bei!

Auch in der zweiten Hälfte bestimmten der blonde Prosinecki und seine Gefolgschaft das Spiel und das 3:0 war die logische Folge. Die Fans von Dinamo waren aus dem Häuschen und keiner glaubte mehr daran, daß man im Rückspiel in Glasgow noch die Qualifikation verfehlen könnte.

Nach dem Spiel war die Stimmung in den Straßen rund ums Stadion grandios, in vereinzelten Kneipen sah man die Schotten gemeinsam mit Dinamofans beim Biertrinken, allerdings hörte man später auch von einer Strassenschlacht mit der Polizei, doch davon konnten wir nichts sehen!

Für mich war dieses Spiel ein unvergessliches Erlebnis und seitdem steckt Dinamo Zagreb tief in meinem Herzen!

Dinamo qualifizierte sich schließlich trotz einer 0:1- Niederlage in Glasgow und wurde in eine Gruppe mit Ajax Amsterdam, FC Porto und Olympiakos Piräus gelost. Dort machte man vor allem mit dem 1:0-Sieg in Amsterdam auf sich aufmerksam, am Weiterkommen scheiterte Dinamo nur knapp!

Das Stadion Maksimir wird mittlerweile zu einem echten Schmuckkästchen umgebaut, die Kapazität soll wohl in Zukunft 63.000 Plätze betragen, die Laufbahn wird wegkommen und die Tribünen bekommen kein Dach! Das Wetter ist wohl gut genug...

Fazit: Ein Dinamo-Spiel ist einen Besuch wert, es ist mal was anderes wie ein Kickers-Spiel und lange nicht so eine Show-Darbietung wie ein Bundesligaspiel!

Download Die Dinamo-Hymne

Traser 25.08.2001