Bayer 04 Leverkusen - Real Madrid
Champions-League-Finale, 15. Mai 2002
Glasgow, Hampden Park

Nachdem uns der Bayer solch denkwürdige Spiele wie Arsenal, Liverpool und Manchester lieferte galt es letztlich auch den Weg zu Ende zu gehen. So machten sich denn auch knapp 10.000 Leverkusener auf den Weg nach Glasgow, darunter auch immerhin vier Onliner, um irgendwie doch noch den Super-GAU von drei verschlagenen Matchbällen zu vermeiden. Nun ja...
Die Fahrt wurde zu gewohnt nachtschlafender Zeit angetreten (immerhin war es diesmal hell) und wieder stellte sich LH433 als Fahrer zur Verfügung (Danke noch mal). Der Trip nach Düsseldorf wurde durch hochgeistige Diskussionen wie üblich kurzweilig gestaltet ("Welchen Ausbildungsgang muss ich wählen um Waffenlobbyist zu werden" und ähnliches in der Preisklasse) - und wie nicht anders zu erwarten schmeckte das erste Bier zum Frühstück auch einigermaßen passabel. Das übrige Kartenkontingent ging übrigens an die Teams von Vorwärts Schaafherde und den Kotessenden Paellas aus Malaga - fortan die "Illegalen" genannt. Gruß! :-)

We care about Football: Ihre THL-Leitung!

Nach diversen Sicherheitschecks saß man denn auch im Condor-Bomber und nach endloser Busfahrt errreichte man Glasgow zur besten Mittagszeit. Vor Ort angekommen merkte man auch gleich, dass man sich in einer absoluten Fußballstadt befand und auch schon beim Aussteigen war es nicht zu übersehen, dass die Spanier ganz eindeutig in der Überzahl waren. An vielen Schaufenstern sah man Mannschaftsposter beider Teams und alle Pubs waren mit deutschen und spanischen Flaggen geschmückt. Selbst die Schotten trugen ihre heimischen Trikots - eine Stadt im Fieber.

Taunus-Bäuche können mit Offenbacher Bäuchen nicht mithalten!

Nach einigen Hin- und Herfragen bei der (durch die Bank) extrem freundlichen Bevölkerung ging es erst mal in ein Pub um den Jetlag zu bekämpfen ;-). Aber so recht das wahre war das dann auch nicht. Was also tun? In der City war eine Riesenfanparty am Laufen, wo so ziemlich alle CL-Sponsoren vertreten waren und die UEFA selbst das Volk mit Merchandise bombardierte. Das musste ja nun wirklich nicht sein. Also ab in den Bus und da Terrorero und ich irgendwo mal was von einem Celtic-Museum gelesen haben zog es uns Richtung Parkhead: Dumm gelaufen - Nur gegen Führung und die begann erst eine Stunde später. Immerhin konnte ich im benachbarten Celtic-Superstore noch ein paar Devotionalien erwerben.

Venga! Venga!

Dort trafen wir denn auch ein paar Lev's die uns eine grandiose Kneipe zeigen wollten. Aber die Jungs waren entweder zu bekifft oder auf herkömmliche Weise verwirrt, so dass wir nach einer vorübergehenden Reisegruppenspaltung irgendwie in einem Irish-Pub landeten, welches sich als Celtic-Revier entpuppte und der Wirt eine LEV-Kappe trug. Gutes Omen für einen gelungen Nachmittag.

Freunde fürs Leben!

Der Rest war wildes Zechen und nachdem wir dann auch wunderbare Sitzplätze ergatterten, begannen wir die Auslosung zur THL-Relegation unter Miteinbeziehung der trinkenden Rentner um uns herum. Auch wenn es hier und dort aufgrund des doch sehr ausgeprägten Glasgower Akzents zu Kommunikationsschwierigkeiten kam ("Was hat der jetzt zu der Dir gesagt?" "Ich weiß es doch auch nicht!") hatten wir mit den Jungs dort mächtig Spaß. Der Kneipenchef tat sein Übriges dazu, in dem er nach ca. jedem dritten Lied "You'll never walk alone" abspielte, wobei das ganze Pub mitsang. Ab und zu kamen auch ein paar Spanier, aber man muss sagen, dass es den ganzen Tag (zumindest was ich sah) zu keinerlei Provokationen oder dummen Sprüchen kam.

Ohne Worte ... :-)

Irgendwann so gegen Nachmittag tranken wir dann auch unseren ersten Single Malt Whiskey (Terrorero: "Never drink whiskey without water - never drink water without whiskey") und da das dort alles im Gegensatz zu London so wunderbar günstig war (Das Pint Lager 1,10 Pfund, der 4cl Whiskey 1,50 Pfund) herrschte denn auch bald eine finalwürdige Stimmung. Irgendwann kam dann eine lt. LH433 "hoolähnliche Gestalt" namens William McGunnagle an unseren Tisch, den man erst recht nicht verstand. Aber er hatte ein paar nette Tattoos!

Was auch sonst?!

Irgendwann kam ein Bayer-Fotograf in den Laden rein um ein paar stimmungsvolle Bilder einzufangen. Die bekam er dann auch bei einem spontan ausgerichteten Offenbacher/Glasgower-Bierbauchcontest (wobei ich glaube, dass er das nicht so gesucht hat). Leider, leider war es dann Zeit zu gehen. Und das wo uns die Leute dort noch zu diversen Runden einladen wollten. Aber da musste man Prioritäten setzen. Da uns rechtzeitig einfiel, dass wir noch nichts gegessen haben und Terrorero und ich auf authentisches Brit-Essen bestanden gingen wir in die nächstbeste Fish & Chips-Kaschemme.

Ist das jetzt lecker oder was?

Eine gute Entscheidung: Denn als wir wieder draußen waren kam uns nicht nur der Rest der Bande entgegen sondern auch der Gentleman-Boxer Henry Maske himself, der denn auch gleich zu einem Foto genötigt wurde (wobei ich mich hier frage, warum der in seiner Karriere nie gegen den Uwe II geboxt hat, der Feigling).

Der Typ mit der 11 auf dem Ärmel: Unfassbar!

Dann hieß es wieder Bus fahren. Aufgrund der überragenden Organisation der Schotten (hüstel) liefen wir trotzdem noch über 30 Minuten bis zum Stadion (nicht eingerechnet der Pubbesuch unterwegs).
Dann war es endlich soweit: 15 Minuten vor Anpfiff standen wir im Hampden Park, wo anno 1960 die Eintracht gegen Real unterging und mit dem damaligen Ground außer dem Namen nichts mehr gemeinsam hat. Natürlich war die Schüssel beeindruckend und aufgrund seiner Geschichte ehrwürdig. Aber in der selben Stadt stehen noch zwei andere mit wesentlich besserer Sicht (und größerer Kapazität, wohlgemerkt).

Egal: Es gab das übliche CL-Logo-Schwenk-Tralala unter Begleitung der nicht minder furchtbaren CL-Siesinddiechampionssiesinddiebesten-CL-Klassik Berieselung und nach der ersten Einlage eines Flitzers ging es auch so langsam los. Zum Spiel selber muss ich ja nichts mehr sagen. Sebescen hat nur scheiße gespielt, genau wie Figo, Butt war nervös und der Schiri eine Zumutung (die Note 2 im Kicker tags darauf hat uns schon sehr gewundert). Die Leverkusener machten ganz gut Stimmung, zumal die Real-Fans nicht gerade viel gerissen haben. Das Ende auf gewohnt Leverkusener Art natürlich tragisch. Interessant zu beobachten dabei das Publikum. Natürlich flossen bei ein paar Mädels bittere Tränen, aber im Großen und Ganzen hatte man nach den drei Leverkusener Großchancen am Ende als Fan nix mehr zu sagen. Da sind wahrhaftig höhere Mächte im Spiel, die dann letztlich in Trotz und Sarkasmus mündeten. In Richtung der Real-Fans "In Europa kennt Euch keine Sau" zu singen hatte auf jeden Fall was :-)
Der Abzug gestaltete sich ruhig (Passend zum Saisonfinale hat dann auch ein sanfter aber stetiger Regen eingesetzt). Aber wie auch immer: Danke Leverkusen für die wirklich tollen Europacupspiele, die wir miterleben durften.

Nun galt es Abschied nehmen und es sollten harte Stunden werden. Nachdem wir durch ein-zwei Frustbier unseren Bus verpassten landeten wir in irgendeinem anderen Vehikel Richtung Airport Prestwick. Der fucking Bus-Driver hatte auch nix besseres zu tun, als eine Stunde im Kreis zu fahren um uns dann nach 1,5 Stunden auf einen Parkplatz in der Nähe des Flughafens abzustellen. Grund: Die Real-Fans (angeblich 30 Chartermaschinen aus Madrid!!) waren wohl zuerst im Flughafen und so eine offene Konfrontation zwischen Seriensieger und Dauervize wollte man dann doch vermeiden. Na toll! Einige bevorzugten ein paar Stunden Schlaf im Bus (die bessere Alternative). Wir hingegen taperten unbehelligt zum Flughafen um von außen die zechenden Spanier in einer Kneipe zu beobachten, in die wir nicht durften. Letztlich dauerte es bis 04:30 Uhr, bis wir im Flieger saßen.

Zum Abschluß noch die Top 5 der besten Möglichkeiten einen hoffnungslos übermüdeten Fahrer wachzuhalten:
1. Auf der Rückbank lautstark schnarchen (Danke Majuss für diesen bedingungslosen Einsatz :-))
2. Den Fahrer animieren, Chewbacca aus Star Wars zu imitieren. Und das über 50 Kilometer.
3. Die schlechtesten Musiker und Bands aufzählen (Sieger waren dann glaube ich Barclay James Harvest, Elton John, ELO, REO Speedwagon, Saga und Jennifer Rush. So genau weiß ich das aber nicht mehr - Terrorero war jedenfalls kurz vorm Erbrechen)
4. Einer gewissen Frau aus dem G. in F. eine halbe Stunde telefonisch zu erklären wie man von der A5 auf die A3 Richtung Würzburg kommt.
5. Pfauen und Ozelote im Allgemeinen.

Gute Nacht und immer dran denken: Life in the streets isn't easy. Oder so ähnlich...