Bericht von der Fahrt zum CL-Spiel Liverpool – Leverkusen
Am
Sonntag, den 20.02.2005 trafen sich vier Offenbacher, inklusive meiner Person,
um 11:30 Uhr an der Buswendeschleife des “heiligen“ Bieberer Bergs um mit
einem Auto, welches ein DA-Kennzeichen (Tarnung ist heutzutage wichtig
) hatte, nach Leverkusen zu fahren. Nachdem es sieben Minuten brauchte um
das ganze Gepäck (in England soll ja das Essen furchtbar sein) zu verstauen,
ging die Fahrt um 11:37 Uhr los. Ohne Probleme erreichten wir, gegen ca.
14:00 Uhr, Leverkusen und freuten uns auf ein Oberligaspiel der Leverkusener
Amateure, nachdem ein geplanter Besuch eines Spieles in Belgien flachfiel.
Leider fiel auch dieses Spiel dem Wetter zum Opfer, doch der Leverkusener
Stefan lud uns zu sich nach Hause ein, wo wir unser erstes Bierchen schlürfen
konnten und uns prima unterhielten. Gegen 16:30 Uhr brachen wir auf um unseren
Hunger in einem Lokal in Leverkusen zu stillen. Danach ging es in eine weitere
Lokalität nahe der BayArena, wo sich nach und nach weitere Leverkusener Mitfahrer
hinzugesellten. Um 23:30 Uhr sollte es dann vom Parkplatz gegenüber der BayArena
Richtung Liverpool losgehen. Nachdem 2 große Busse und ein kleinerer Bus
(30er-Bus, wobei ich nicht genau weiß wann dieser eigentlich dazukam, naja
manche Eltern wissen ja auch nicht so genau wie das ein oder andere Kind
zustande kam) gefüllt waren ging es gegen Mitternacht los. In unserem Bus
waren wir immerhin 10 Offenbacher.
Über Holland, Belgien, Frankreich
(Calais-Dover) ging es um London herum nach Liverpool. Gegen 15 Uhr erreichten
wir unser Hotel in Liverpool. Nach der Zimmereinteilung in diesem wirklich
guten Hotel (premier travel inn – METRO), nahe der Innenstadt, begab ich
mich mit einigen Offenbachern und Leverkusenern gegen 16 Uhr zur ersten Erkundung
in die Liverpooler Innenstadt. Der Hunger trieb uns in den ersten Pub. Nachdem
wir das erste Bier tranken, erfuhren wir, dass die Küche erst um 22:00 Uhr
wieder öffnen sollte. Also ging es in den nächsten Pub. Hier tranken wir
unser zweites Bier und mussten leider erfahren, dass die Küche schon geschlossen
war. Also blieb uns nichts anderes übrig als einen dritten Anlauf zu nehmen,
welcher in einer Art „McDonalds oder KFC-Gaststätte auf englischer Art“ relativ
erfolgreich endete. Wir waren zu Acht und mussten uns an zwei Vierertischen
verteilen. Während der erste Tisch von einer jungen, blonden, kräftigen und
unvorteilhaft bekleideten Bedienung bedient wurde, warteten wir vergeblich
auf die Bestellmöglichkeit von Getränken und Essen. Die Krönung war dann,
dass eine junge, brünette, schlanke und sehr vorteilhaft gekleidete Bedienung
uns das Essen geben wollte, welches unserem Nachbartisch eigentlich zustand.
Dies veranlasste einen gutbekannten Offenbacher, in hervorragenden Englisch,
im wahrsten Sinne des Wortes, beinahe zu platzen. Leider bekam dieses die
falsche Bedienung zu spüren. Dafür ging es dann recht flott mit unserer Bestellung.
Die blonde Bedienung lies sich fortan nicht mehr blicken bei uns und so bekam
die hübsche Bedienung eine Entschädigung für ihr “Erleidenmüssens“ des “Offenbacher
Wutausbruchs“ in Form eines Trinkgeldes von uns. Die Blonde hätte nichts
bekommen, keinen Penny. Das Essen hat natürlich auch viel besser geschmeckt
aus den Händen, der hübschen Brünetten. Danach ging es noch in den Cavern
Club, dereinst die Beatles ihre Heimstätte hatten. Ein Pub der schon fast
eine Art “kleines Beatles-Museum“ ist, aber auch schon andere bekannte Musiker
beheimatet hat. Drei ältere Männer, wohl so um die 60 bis 70 Jahre alt, spielten
alte Rocktitel von denen wir allerdings nicht mehr viel mitbekamen. Das lag
zum Einen daran, dass sie gerade eine größere Pause machten als wir eingetroffen
waren und zum Anderen zollte dann gegen 21 Uhr die lange Reise ihren Tribut
und wir verliesen den Cavern Club gerade als sie wieder anfingen zu spielen.
Das letzte Guiness sorgte auch für die richtige Bettschwere.
Am Dienstagmorgen
nach meinem ersten englischen Frühstück (gebratener Schinkenspeck, Rührei,
Spiegelei, würzige Bratwurst und weißen Bohnen, dazu Toastbrot mit Butter
und Marmelade, danach noch frisches Obst mit Milch und Müsli) stand uns der
Vormittag bis 12:00 Uhr zur freien Verfügung. Das Frühstück war noch nicht
einmal so schlecht wie befürchtet, sorgte es doch für absolute Sattheit bis
in den Nachmittag hinein, jedenfalls bei mir. Um 09:00 Uhr zog es uns (diesmal
3 Offenbacher und zwei Leverkusener) erneut in die Innenstadt. Natürlich
zunächst in den Fanshop des Liverpooler FC. Dort deckten wir uns mit allerlei
Fanartikel ein. Danach kaufte der Ein oder Andere noch einen Wandschmuck
bei einem freien Händler und besorgten neben ein wenig Proviant, einer sauteuren
Sonnebrille, auch noch einige Postkarten, bevor es uns wieder in einen Sportartikelladen
trieb. Dort kauften wir uns weitere Trikots oder auch T-Shirts von den verschiedensten
Vereinen und Ländern. Leider lies sich nirgends der berühmte Senf von Colman’s
auftreiben, jedenfalls nicht die gewünschte Sorte, auch die gesuchte Fußball-CD
wurde nicht entdeckt. Wir hatten aber jede Menge Spaß und es entstanden richtige
“Freundschaften“ zwischen zumindest einem Offenbacher und einem Leverkusener.
Bis 12:00 Uhr hieß es dann im Hotel „auschecken“, was auch reibungslos verlief.
Danach wurden wir mit dem Bus Richtung Hafen gefahren, Ankunft ca. 12:15Uhr
und hatten wieder bis 17:15 Uhr, Abfahrt zum Stadion sollte um 17:30 Uhr
sein war aber Jedem freigestellt, da auch Jeder von sich aus zum Stadion
gehen oder fahren konnte wie er/sie mochte, zur freien Verfügung.
Natürlich
nutzten einige zunächst den Besuch im Beatles-Museum am Albert Dock. Einige
aus unserer Gruppe warteten davor auf mich und einem weiteren Offenbacher,
da der Besuch des Museums in einer halben Stunde erledigt sein sollte. Dem
war leider jedoch nicht so. Mit Walkman und Kopfhörer ausgestattet ging die
Tour los. An jeder der ca. 45 Stationen, welche die zeitlich chronologische
Beatles-Story bildeten, wurde ein ca. zweiminütiger Beitrag auf die Ohren
gespielt. Somit waren schon mal ca. 1,5 Stunden vonnöten, wenn man Alles
betrachten wollte. Mir gelang dies auch in etwa und als ich dann am Ausgang
im Beatles-Souvenier-Laden erschien wurde ich schon von der frierenden Gruppe
sehnlichst erwartet. Da der weitere Offenbacher noch im Museum weilte, deckte
ich mich in Ruhe mit Souveniers ein und ging zur wartenden, frierenden Gruppe.
Dort beschlossen wir noch bis 14:00 Uhr zu warten, also gut 10 Minuten, doch
der fehlende Offenbacher kam nicht. Später erfuhren wir, dass er wohl bis
14:45 Uhr, also rd. 2,5 Stunden im Beatles-Museum verbrachte und das ist
doch schon ziemlich lang. Nun, wie auch immer, der nächste Pub lag keine
200 Meter, allerdings um die Ecke und somit vom Beatles-Museum aus nicht
sichtbar, entfernt und war, früher wohl mal, eine richtige Hafenspelunke.
Eine echt geniale Atmosphäre umgab uns und jede Menge andere Leverkusener
Fans. Nach einem Bier und einem leichten Snack begab ich mich noch mal, in
die Innenstadt von Liverpool, auf die Suche nach Senf und CD. Leider erfolglos,
d. h. nicht ganz, da ich eine andere Sorte des Colman-Senfs mitnahm. In den
chinesischen Teil (China Town) von Liverpool wollte ich dann doch nicht weiter
danach suchen, außerdem wurde es Zeit für den Rückweg.
Pünktlich zur
Abfahrt waren wir wieder an den Bussen. Es wurden noch viele Fotos mit zwei
Bobbies gemacht, die wirklich den Spaß mitgemacht haben. So sieht wirklich
erfolgreiche Deeskalierungsarbeit aus. Die Abfahrt zum Stadion verzögerte
sich aus unerfindlichen Gründen und erst gegen 17:50 Uhr ging es Richtung
Anfield Road. Hervorragend durch den Feierabendverkehr geleitet, begleitet
durch Verkehrspolizei, waren wir dennoch rechtzeitig gegen 18:20 Uhr, ca.
600 Meter vom Stadion entfernt angekommen. Leider war es schon dunkel und
so konnte wir vom Stadion nicht mehr soviel sehen wie gedacht und für einige
war der Nadelkauf auch sehr wichtig. Dazu gab es viele Möglichkeiten bei
„fliegenden Händler“. An einer Kurve verloren wir uns in den Menschenmassen
aus den Augen und so lief ich mit zwei mir bekannten Leverkusenern Richtung
unseres Einganges, wobei ich plötzlich einen gewichtigen Offenbacher traf,
besser gesagt er traf mich. Was für eine Überraschung, damit hätte ich ja
nun gar nicht gerechnet. Wir hofften uns nach dem Spiel noch kurz zu treffen.
Weiter
ging es zum Eingang des Stadions. Es lief reibungslos, ohne große Durchsuchung
oder Abtasterei. Im Servicebereich noch kurz eine Cola und einen Hotdog zu
mir genommen, ging es in den Block 124 und der erste Blick in ein geniales
Stadion konnte ich genießen. Die Anfield Road füllte sich langsam aber sicher,
die Spieler wärmten sich auf und ich genoß einfach nur die sich anbahnende
Atmosphäre. Kurz vor Beginn des Spieles wurde das Lied „You’ll never walk
alone“ gesungen und es war ein absolutes Gänsehautgefühl, welches mich jetzt
noch befällt wenn ich daran zurückdenke. Den Spielverlauf schenke ich mir
an dieser Stelle, da er hinreichend bekannt sein dürfte. Nur soviel zu meinem
empfinden:
Während die englischen Fans alle saßen, standen bei uns alle,
was dazu führte, dass ich leider nicht alles vom Spiel sehen konnte, da ich
immer einen Kopf meines Nebenmannes vor mir hatte, in meinen Waden drückten
die Klappsitze was wirklich unangenehm war. Fotos schießen war durch diese
Enge auch nicht wirklich eine leichte Angelegenheit. Insofern hatten es die
englischen Zuschauer wirklich besser. Überhaupt die englischen Zuschauer
sind eine wahre Wucht. Sorry wenn ich das schreiben muß, aber es ist wirklich
wahr. Jeder, aber auch wirklich Jeder singt mit. Bei einer Auswechselung
applaudiert jeder Zuschauer, ob der Spieler nun gut war oder weniger gut
gespielt hat. Bei einem Tor der eigenen Mannschaft jubelt jeder Zuschauer
mit und springt von seinem Sitz auf. Und während des Spiels ist eine tolle
Stimmung, die Menschen springen schon von den Sitzen auf, wenn manchmal nur
ein Einwurf in deren Nähe stattfindet, der Ball überhaupt in ihrer Nähe ist,
setzen sich aber auch gleich wieder.
Es braucht mir keiner mehr erzählen,
dass nur im Stehen Stimmung aufkommt, das stimmt einfach nicht, es liegt
nur an den Fans selbst. Ich habe mehr die Zuschauer beobachtet als das Spiel,
da ich ja oft einen Kopf vor mir hatte der den Blick auf das Spielfeld behinderte.
Also ich brauche für mich keine Stehplätze, aber Jedem das Seine.
Die
Atmosphäre hat ein Leverkusener wie folgt beschrieben, er sagte: „Gegen die
Anfield Road ist die Schalke-Arena ein Tiefkühlhaus“. Ich kann dies nicht
beurteilen, da ich noch nicht auf Schlake war, aber der gute Leverkusener
wird es wohl beurteilen können.
Nun, das 3:1-Anschlußtor lässt Leverkusen
noch hoffen für das Rückspiel und so war die Heimreise, die wir gleich nach
Spielschluss antraten, nicht gänzlich betrübt. Auf dem Weg zu den Bussen
kam ich an einigen anderen Bussen vorbei, eben auch an dem in der jener gewichtige
Offenbacher saß den ich vor dem Spiel antraf. Außer einem kurzen Scheibenklopfer
meinerseits und einem „Daumenhoch“ seinerseits kam es aber zu keiner weiteren
Konservation, schade.
Wir starteten nach 22:00 Uhr Ortszeit die Heimreise,
über Leverkusen, nach Offenbach. Ankunft in Offenbach war dann ca. 17:15
Uhr an der Buswendeschleife des “heiligen“ Bieberer Berg. Die Fahrt verlief
insgesamt recht unspektakulär, leider (oder auch zum Glück) war der restliche
Äppler sehr schnell leer (da auch der ein oder andere Leverkusener das “Stöffche“
probieren wollte) und die meisten im Bus haben ohnehin viel geschlafen oder
waren von den Strapazen geschafft.
Mein Fazit:
Ein wahnsinnig tolles
Erlebnis, einmal an der Anfield Road gewesen zu sein. Von mir aus ist Sitzen
fürn Arsch, Hauptsache ich sehe dadurch alles von einem Spiel. Es ist für
die Stimmung völlig unerheblich ob die Leute sitzen oder stehen, auf die
Menschen kommt es an. Insofern ließe sich für die Stimmungsmache von den
englischen Fans Einiges lernen.
Eine solche Tortour (ich hoffe dies wird
so geschrieben) mit dem Bus, allein wegen des vielen Zigarettenqualmes, werde
ich mir nicht mehr zumuten. Das Essen war gar nicht so übel wie befürchtet,
demzufolge werde ich das nächste mal nicht soviel Proviant mitnehmen, das
meiste nahm ich wieder mit nach Hause. In Liverpool gibt es auch nette Menschen,
genauso wie in Leverkusen. Leverkusen gewinnt das Rückspiel mit 3:0.
Für
die Organisation und Unterbringung zur Zeitüberbrückung einen Riesendank
an den Leverkusener Stefan. Für die sichere Autofahrt hin und zurück einen
Riesendank nach Babenhausen. Ein Riesendank auch an Corinna für meinen persönlichen
Transfer zum Berg und von dort wieder nach Hause. Viele, viele Grüße nach
Leverkusen, speziell an Stefan, Balu, Theo, den Sonnenbrillenkäufer (leider
habe ich den Namen vergessen, ich glaube Thomas hieß er) und alle anderen
Mitfahrer.
Rot-Weiße Grüße
Uwe