England vs Deutschland
Lauf,
lauf Fidel lauf, heut ist Sommerschlussverkauf
London? Wembley Stadion? Muss
ich mal sehen. und wer bietet sich da als Reiseleiter besser an als der alte
Nationalmannschaft Erfahrene Comebacker Waldi.
Mittwochmorgens 4:00 Uhr
aufstehen um nach London zu fliegen ist nicht mein Ding, aber was will man
machen wen es der Reiseleiter so will. Wenn ich mit Neckermann zum Bumsurlaub
nach Thailand will muss ich mich auch nach denen richten.
Nachdem wir am Flughafen Ffm.
15 mal begrabscht worden sind und unser Handgepäck den Internationalen
Sicherheitscheck für Flughäfen bestanden hatte, der Flug recht kurzweilig war,
und es auch am Heathrow
Airport mit der Abfertigung recht schnell ging, konnte dann doch mal endlich die
erste Fluppe vor dem Flughafengebäude geraucht werden. Und wie sollte es anders
sein, das Wetter typisch Britisch, bewölkt, nass und kalt. Kein Wunder das man
die Engländer in jedem Mallorca Urlaub schon aus Hundert Metern erkennt. Die
einen sind Kalkweis, weil vor 2 Std. erst angekommen und die anderen Krebsrot,
weil vor 2 Tagen angekommen, und sie von Sonnencreme, geschweige denn
Lichtschutzfaktor, je was gehört haben.
Mit
„London Underground“ ging es dann in unser Hotel, Dreckstyp an
der Rezeption, >meine Herren das Zimmer kann erst 14 Uhr bezogen werden,
laber laber laber<
Geh mir doch nicht auf den
Sack man und seh zu das deine Putzen unser Zimmer klar machen.
>sie können aber gerne
Ihr Gepäck bei uns in den Aufenthaltsraum stellen<
Fick dich ins Knie, damit du
dir vielleicht noch meine Unterhose über den Kopp ziehst und schmutzige
Spielchen mit der Hilfsköchin veranstaltest.
Also, mit Sack und Pack ab
zum „Lage checken“ in die City, doch erst ma Burger King und was essen.
Während wir uns Whopper und
Co. Hinter die Kiemen schoben, es draußen regnete und ich in Gedanken gerade
auf dem sonnigen Kuba in einem Burger King saß, wurde ich in die Realität
durch meinen Reiseleiter geholt, > was die hier in London wohl so verdienen,
bei den Preisen die die hier haben?<
Hä? Was? Wie bitte? Was will
der Typ von mir? Woher soll ich das wissen, außerdem iss es mir doch scheiß
egal was die hier so verdienen, bei den Preisen sehen die eh kein Geld von mir,
außer für die U-Bahn, Hotel und die 25 Bier, die ich mir für heute Abend
vorgenommen habe.
An 583 Media Läden und 26
H&M’s vorbei, entdeckte mein Reiseleiter ein Sportgeschäft mit der
Aufschrift „SALE 70 %“.
>Fidel kommlass uns mal
rein gugge<
Ah jo, wenn ihm dabei einer
abgeht, dann tu ich ihm halt den Gefallen.
Ups, was iss denn hier los?
Das sind ja Preise da wird die Kreditkarte in der Gesäßtasche verrückt.
Die allerfeinsten Marken zu
Preisen wie es der Deutsche Sommerschlussverkauf nicht erlebt hat. Klamotten,
die noch vor wenigen Tagen 43 Englische Pfund (ca. 63 Euro) kosteten, gab es nun
für 8 Pfund! T-Shirts die eben noch 15 Pfund kosteten, gab es nun für 2,70
Pund!
>oh Fidel da müsse mer,
morgen noch mal nei, schöööö einkaufe<
<ei klar Waldi, da lasse
mer mal unsere Kreditkarte so richtig glühen<.
Nachdem mich mein Reiseleiter
quer durch London gehetzt hatte, ich das Gefühl hatte man müsse mir den
Rechten Arm samt Schulter amputieren, da ich die ganze Zeit meine verfickte
Tasche mit mir rum schleppen musste, durften wir endlich unser Zimmer beziehen.
Eine Frechheit für 100 Euro,
klar ich hatte erwartet das Toilette und Dusche auf dem Gang sind aber dass ich
mir mit meinem Reiseleiter ein Kinderbett teilen sollte, das hatte ich
nicht erwartet. OK, wenn mein Reiseleiter und ich, untenrum bisschen warm
gewesen wären dann wäre das sicher ne nette Geschichte geworden, da wir beide
aber sowas von Hetero sind mussten
wir uns was einfallen lassen.
Als ich noch immer
fassungslos vor dem Bettchen stand, kam Waldi auch schon grinsend wie
ein Honigkuchenpferd mit nem zusammenklappbaren Zustellbett ins
Zimmer, weiß der Teufel wo er das ding her hatte, jetzt war nur noch die
Frage wo hin mit dem Teil in den Raum der sich Doppelzimmer schimpfte. Darüber
wollten wir uns jetzt aber keine Gedanken mehr machen sondern wieder in die
Innenstadt und dann Richtung Stadion.
Man man man, was
da Gestalten an Deutschland Fans rumgerannt sind, irgendwie erinnerten
die mich an das Video „Football's Coming Home von Three Lions“ in dem sie die Deutschen Fans
mit Vokuhila, Oberlippenbart und alle mit Kunz Trikot darstellten, ja die
hätten alle in den Video mitspielen können.
Eine kleiner Gruppe Engländer
machte noch vor ner Kneipe auf sich aufmerksam, was auch gleich die Bullen auf
den Plan rief, aber das war’s auch schon, irgendwie hatte man nicht wirklich
das Gefühl das die beiden Erzfeinde heute gegeneinander ein Fußballspiel
bestreiten, schade eigentlich. Außerdem war es für meinen Bierkonsum absolut
nicht förderlich das uns alle paar Meter jemand mit „ey Waldi“ anschrie.
Schrecklich, was mein Reiseleiter alles für Leute kennt. Mit dem hat er in
Moldawien beim Länderspiel durch gezecht, mit dem musste er in Belfast vor den
Bullen abhauen und den anderen kennt er wieder von dem Länderspiel in Japan, so
kann man nicht voll werden.
Am Stadion angekommen, hatte
ich schon so ne Vorahnung das mich diese „Event“ nicht aus den Schuhen hauen
wird.
Die Getränke und Essenstände
waren schon beeindruckend, keine Warteschlangen, da alles in Überfluss. Leider
waren wir bei dem Bier, was den Alkohol anbelangte eher skeptisch und als wir
dann noch auf einem Schild lasen was
da ganz klein Gedruckt stand „Weiswein und Rotwein“ war klar was aus dem
Abend werden sollte, der „Kaiserslautern Abend“, Weißweinschorle allez.
Nachdem wir für die zwei Becher aber 8 Pfund zahlten, hätten wir die Weißweinschorle
beinahe erbrochen ohne auch überhaupt einen Tropfen davon getrunken zu haben.
Nachdem ich gefühlte 273 mal von merkwürdigen Menschen ein „Derbysieger“
T-Shirt unter die Nase gerieben bekam und man den ein oder anderen Offenbacher
getroffen hatte, ging es ins Stadioninnere, schon Beeindruckend das Teil, na ja
bei Baukosten von 1,4 Milliarden Euro kann man schon was erwarten. Als wir
unsere Plätze eingenommen hatten, musste ich mit entsetzten feststellen das
nicht nur die Mehrzahl der Deutschen Fans „Fanclub Nationalmannschaft
Heinis“ waren, auch auf der Englischen Seite waren wohl 95 % eher dem
Eventpublikum zuzuordnen, kaum Stimmung, kaum Englische Fahnen wie man es von WM
und EM gewohnt ist, und null Hass.
Zu allem Überfluss saßen
direkt hinter mir Berti Vogt, Gerhard
Delling und Günter Netzer, vor
mir ne hysterische Kuh die auch nur dort war, weil sie im Sommer 2006
festgestellt hat das Fussball wohl ne schöne Sache sei und die immer noch ihre
Schwarz-Rot-Goldene Hawaiikette von der WM 2006 um den Hals hatte. Dumme Kuh,
die ist beider Scheiss Aktion vor mir aufgesprungen, und wenn der Ball 100 Meter
am Tor vorbei gesegelt ist, dabei machte sie Geräusche als würde sie es gerade
von David Beckham und Frank Lampard gleichzeitig besorgt kriegen. Die
Drei Superkommentatoren hinter mir gaben mir mit ihrem gesabbel noch den Rest.
Danke DFB, Dank Fanclub Nationalmannschaft, ihr habt es Geschafft, ihr habt das
Publikum was ihr immer wolltet. Ach ich hab jetzt auch keinen Bock mehr über
diese Armutsveranstaltung zu schreibe, einfach nur Peinlich, die meisten fanden
es natürlich Obergeil und so etwas hätten sie noch nie erlebt.
Irgendwie war hat sich dann
der Rest der Nacht dem Spiel angepasst, Menschenmassen die
in die U-Bahn wollten, kaum
was zu Trinken und der Kaiserslautern Bus ist
auch mit unserer Weinschorle abgehauen. Fazit: Druff geschisse.
Irgendwie haben wir es noch
geschafft die Matratze des Zustellbetts quer, seitlich, hochkant in unser Zimmer
zu hieven und dann hieß es „Gute
Nacht, John-Boy.
- Gute Nacht, Elizabeth“.
Am nächsten Morgen beim Frühstück, mit Eier, Bratwurst, Speck
und Bohnen mussten wir feststellen das Ronaldinho als Hausmeister in unserem
Hotel tätig war, ja genau der zweimalige Weltfußballer des Jahres war als
Hausmeister in unserem Hotel beschäftigt. Was Waldi mit dem Satz kommentierte,
„schade das nicht Rüdiger Rehm hier Hausmeister ist, dann wäre das Hotel
auch nicht so teuer“. Wo mein Reiseleiter Recht hat, hat er Recht.
Nach dem Frühstück wurden
noch beim shoppen die Kreditkarte zum glühen gebracht und dann ging es auch
schon wieder Heim, mit 9 Kilo nach London und mit 18 zurück. Ohne jedoch knapp
2 Std. im Flieger auf dem Rollfeld zu stehen wegen starken Regen, England halt.
Gruß an meinen Reiseleiter,
alle Offenbacher die wir in London getroffen haben und alle Normalen Fußballfans
Euer Fidel Kreditkarte C.