Alemannia Aachen und Kickers Offenbach beschlossen Beschwerde gegen den Bundesliga Entscheid
Alemannia Aachen und die Offenbacher Kickers
werden gegen die Entscheidung des DFB-Bundesliga Ausschusses, diesen beiden Vereinen keine
Lizenz für die Fußball Bundesliga zu erteilen, mit allen Mitteln, die das sportliche
Recht ihnen trotz der negativen Erfahrung in der jüngsten Vergangenheit vermeintlich doch
noch in die Hand gibt, Beschwerde einlegen. Das war das Fazit einer Aussprache, zu der
sich der Präsident der Offenbacher Kickers, Ludwig Mohler, und der Präsident der
Aachener Alemannia, Dr. Gerd Hensch, zusammen mit einigen Herren des Alemannia-Vorstandes,
Bender, Read, Hiriz und Geschäftsführer Glanch, in Aachen getroffen hatten.
Die beiden Gesprächspartner waren sich einig in der Überzeugung, daß der Bundesliga
Ausschuß bei der Nichtberücksichtigung des Aachener und des Offenbacher Oberligisten mit
zweierlei Maß gemessen und beide Vereine zu Unrecht benachteiligt hat. Sie vertraten den
Standpunkt, das beide Vereine nicht zur oder erst über eine Aufstockung auf 18
Bundesligisten hätten Berücksichtigt werden müssen, sondern schon bei der Vergebung von
16 Lizenzen. Beiden Vereinen seien entgegen alter festgesetzter Bedingungen einwandfrei
hinter Alemannia Aachen und der Offenbacher Kickers eingestuft werden mußten.
Dann sagte der Alemannen Präsident Dr. Heusch: "Eine Entscheidung ist nur dann
gerecht, wenn sie alle Bundesligisten mit gleichen Maß mißt!" Es sei schon ein
deutliches Zeichen für ein Messen mit zweierlei Maß, wenn man zunächst die ersten neun
Bundesligisten nominiert habe, um dann nach einem klaren zeitlichem Abstand Alemannia
Aachen mit anderen Maßstäben zu bewerten.
DR. Heusch bezeichnet Gerüchte und Pressemeldungen, nach denen Alemannia Aachen ein
ordentliches Gericht anrufen werde und bereits drei Rechtsanwälte eingespannt habe, als
Unsinn. Vielmehr wolle sein Verein zusammen mit den Offenbacher Kickers die Beschwerde in
sportlich-sachlicher Form an den Vorstand des Deutschen Fußball Bundes richten in der
Überzeugung, daß der DFB Vorstand das der Alemannia und der Kickers zugefügte Unrecht
nicht übersehen könne und werde. Zur Bekräftigung dieser aus einer Not und des
gemeinsam erlittenen Unrechts geborenen gegenseitigen Freundschaft beschlossen die beiden
Vereinspräsidenten, in Kürze ein Flutlicht-Freundschaftsspiel Alemannia Aachen gegen
Kickers Offenbach im Alemannia Stadion Tivolli auszutragen.
Nach unserer Meinung hat, sofern sich der DFB Vorstand nicht die Auffassung des Bundesliga
Ausschusses von Recht und Unrecht und der Anwendbarkeit oder Nichtanwendbarkeit von
Argumenten zu eigen macht, die Beschwerde einige Aussicht auf Erfolg. Allerdings wäre
jegliche Art von Optimismus vorerst unangebracht, nachdem der Bundesliga Ausschuß (also
immerhin ein Gremium des DFB) mit seiner "gerechten Entscheidung" - wie er es
nannte - zu erkennen gegeben hat, daß ihm bezüglich der Ausbootung der Alemannia Mittel
recht sind, die im Sinne des menschlichem Rechtes (von der zivilrechtlichen Haltlosigkeit
einmal ganz abgesehen) jegliche Beweis- und Argumentationskraft vermissen lassen. Sehen
wir mal von der rein rechnerisch belegbaren Zweigleisigkeit in der Argumentation des
Bundesliga Ausschusses ab, so ließ nämlich der Ausschuß im zweiten Punkt seiner
Ablehnungs-"Begründung" (im Falle Alemannia) die Katze entgültig aus dem Sack,
als er sich etwas erlaubte, was sich beispielsweise kein ordentliches Gericht der Welt
erlauben würde, nämlich einen Tatbestand zu bestrafen, der noch gar nicht stattgefunden
hat. Man erinnere sich, daß der Ausschuß eine "Auffassung" zum Argument seiner
"gerechten Entscheidung" erhebt, die sich ausschließlich auf die Zukunft
bezieht. Bekanntlich will nämlich der Ausschuß wissen, daß Meiderich und Münster die
Erwartungen in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht besser erfüllen werden als
Alemannia. Dieses "werden", also eine Abrückung von Vergangenheit und Gegenwart
in die von keinem menschlichen oder anderen Wesen dieser Erde erkennbare und
vorauszusagende Zukunft ist schließlich der erschreckende Beweis dafür, daß der
Bundesliga Ausschuß selbst in die Gefilde der Behauptung und der Beweislosigkeit zu
fliehen bereit ist, wenn es darum geht, die Bundesliga Ansprüche der Alemannia Aachen
abzuwürgen.
Der Bericht stammt aus einer Aachener Zeitung vom 13.05.1963