Bericht vom Hessenpokal:
Kickers Offenbach - FSV Braunfels

Hanau, Hanau, wir fahren nach Hanau...!!!

Dort soll es ja möglicherweise stattfinden, das Endspiel eines Wettbewerbes, über den wir vor noch nicht allzu langer Zeit noch müde und leicht arrogant gelächelt haben. Nachdem aber unsere Freunde aus der Wissenschaftsstadt gezeigt haben, was mit einem erfolgreichen Abschneiden in dem Wald und Wiesenpokal alles möglich ist, hat die Aussicht auf mögliche Traumlose im DFB-Pokal (kämpft fürs Derby) doch einen Sinneswandel bei den Verantwortlichen herbeigeführt.

Nun zu behaupten, im Vorfeld ist so etwas wie Pokalfieber in mir aufgekommen, wäre reichlich übertrieben, aber immerhin war es ein Spiel, in dem es noch mal um was ging, also nix wie rauf auf den Berg.

Klar, es war ein äußerst ungemütliches Wetter, der Gegner war fünftklassig, die letzten Spiele eher mäßig, und mehr wie die anwesenden knapp tausend Zuschauer, davon etwas ein Drittel aus Braunfels,, waren wohl nicht zu erwarten. Und trotzdem wundert es mich, daß in so einem Spiel die Zahl der wirklich treuen, und zwar die 4000 vom Bayern-Spiel, nochmals so deutlich unterboten wurde. Ob da nun die Bayern-Amateure, oder Braunfels spielt, ist mir als Kickers-Fan doch eigentlich wurscht, na ja, egal, man muß ja nicht alles verstehen...

Selbst im Kreise der Onliner gab es den ein oder anderen Ausfall, jeweils mit obskuren Ausreden begründet, wie z. B. „Geburtsvorbereitungslehrgang im Ketteler Krankenhaus“, oder „ von der Ehefrau erteiltes Stadionverbot nach bizarren Vorkommnissen, bedingt durch extremen Alkoholkonsum nach dem Bayern-Spiel“...Und ich dachte immer, wenigstens die Onliner können sich die Wahrheit ins Gesicht sagen.

Jedenfalls war die Haupttribüne, und nur die war geöffnet, ganz gut besetzt. Offenbacher und Braunfelser schön bunt gemischt und zusammengewürfelt. Der sich bereits im Vorfeld im Internet angekündigte Ultra Mob aus der anywhere in Hessen liegenden Kurstadt, war mit etwa 20 Mann anwesend, ausgerüstet mit allem, was zu einem Bilderbuch-Ultra dazugehört. Irgendwie war es lustig anzusehen, wie einer der 20 mit einem Megaphon dem Rest gnadenlos ins Ohr plärrte. Aber immerhin, sie waren gut in Stimmung, und sicherlich sehr stolz, ihr Mannschaft an diesem Abend auf dem Berg spielen zu sehen.

Die Kickers nahmen das Heft gleich in die Hand, und nach 2 Chancen und einem nicht gegebenen Tor wegen Torwartbehinderung, klingelte es auch schon nach paar Minuten im Kasten des Landesligisten. Nach einem schönen Paß von Naciri schoß Kagiouzis leicht abseitsverdächtig das frühe 1:0. Braunfels machte den Eindruck eines Aufbaugegners, die Abwehr schwamm, und der Torwart wirkte des öfteren sehr unsicher. So lief eigentlich alles nach Plan, die Kickers dominierten das Spiel ohne zu glänzen, und trotzdem ergaben sich in den ersten 30 Minuten noch weitere Chancen, die aber leider ungenutzt blieben. Auffälligster Spieler bis dahin für mich, und das sage ich jetzt nicht nur, weil er am Sonntag meinem Hund ein Stück seiner Rindswurst angeboten hat, war unsere Nummer 22, Christos Kagiouzis. Es gelang ihm zwar nicht alles, aber er war sehr oft am Ball, wirkte im Umgang mit diesem sehr sicher, und es war einfach zu erkennen, daß aus ihm mal ein richtig guter werden kann.

In der 33. Minute dann die sehr überraschende Wende. Der schon im Vorfeld durch einige merkwürdige, und kleinliche Entscheidungen unangenehm aufgefallene Schiri, wertete ein glasklares Stürmerfoul genau anders rum. Elfmeter für Braunfels, 1:1, Spielverlauf auf den Kopf gestellt.

Nun kam die viertel Stunde unseres Patrick Würll. Es war sehr leicht zu erkennen, daß bei ihm die Handbremse mehr wie etwas angezogen war, und so hätte er mit mehr Willen und Konzentration bis zur Halbzeit das Spiel alleine entscheiden können. Das Publikum wurde zunehmend ungehaltener, und er mußte teilweise derbe Sprüche über sich ergehen lassen. „ Geh doch nach Fürth“ war da noch die softe Variante, für mein Empfinden teilweise etwas überzogen, wer weiß, wo wir heute stehen würden, hätten wir ihn 2001 nicht gehabt. So kam ihm ein Foul kurz vor dem Halbzeitpfiff sicherlich äußerst gelegen. Fast hätte er beim Abgang über den Platz das Humpeln noch vergessen, verschwand er auch schon in der Kabine. Ich denke mal das wars, By By Patrick, alles Gute, ihn in dieser Saison nochmals einzusetzen, würde wohl keinen Sinn mehr machen.

Was nun kommen sollte, war irgendwie klar. Je länger das Spiel dauerte, um so schwerer taten sich unsere Jungs. Braunfels zog sich logischerweise immer weiter zurück, die Kickers ließen teilweise den Ball ganz gut laufen, aber am 16er war Schluß. Daran  änderte auch der für Würll eingewechselte Tonello nichts. Über die Außenbahnen ging nicht viel, über links gar nichts, und so waren es höchstens Einzelaktionen, die für Gefahr sorgten. Zweimal Dworschak, zweimal Tonello, aber keiner brachte das Kunststück fertig, die Hulla zu versenken.

Die größte Gefahr, und entsprechende Aufregung, kam aber durch einen Flaschenwurf, der wenige Zentimeter neben dem Linienrichter einschlug. Aus welchen Fanlager es kam, war nicht auszumachen, dafür war es einfach zu bunt gemischt auf der Tribüne. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das Wurfgeschoß sein Objekt der Begierde tatsächlich getroffen hätte.

Es gab übrigens in der zweiten Halbzeit auf Seiten des OFC noch eine weitere Auswechslung, die man getrost zu den positiven Aspekten dieses Abends hinzu zählen darf. Saridogan für Schindler, das war überraschend...Drücken wir ihm die Daumen, in guter Verfassung könnte er in der nächsten Saison ein sehr wichtiger Spieler für uns werden.

So lief den Kickers die Zeit davon, und ruckzuck stand die Verlängerung vor der Tür. Für die Zuschauer, angesichts des ungemütlichen Wetters, eher eine unerfreuliche Überstunde. Zu gern hätte man sich doch auf einen Schoppen in die warme Stadionkneipe zurückgezogen.

Die Geschichte der Verlängerung ist schnell erzählt.

Die Kräfte bei den Kurstädtern schwinden immer mehr, doch obwohl sich daraus naturgemäß die Chancen häufen, können die Kickers damit nicht allzuviel anfangen. Einem  schönen Solo von Kagiouzis folgt eine ebenso schöne Torwartparade, und jeder weiß wie der Fußballgott das Auslassen von vielen Chancen oftmals knallhart bestraft.

Auch Naciri baut immer mehr ab, seine Flanken von rechts erreichen mit Mühe und Not geradeso den Strafraum, eine Gefahr ging von diesen Schüßchen aber nicht mehr aus. Zitouni wurde mit einem Nasentape eingewechselt, und man begann sich so langsam auf ein Elfmeterschießen einzurichten.

Doch der von mir ja schon gelobte Kagiouzis ersparte uns dieses Drama. Ein Schuß aus halblinker Position, kullerte gemächlich flach ins lange Eck. Der Ball schien endlos lange unterwegs, und erreichte trotzdem sein Ziel. Das Tor, Marke haltbar, war dann auch schon die Entscheidung. Von den mittlerweile auf 10 Mann dezimierten Braunfelsern war nicht zu erwarten, daß sie sich noch mal aufbäumen, und so pfiff der äußerst merkwürdige Schiedsrichter 10 Minuten später das Spiel ab.

Fazit: Auch für einen Landesligisten braucht man gewisse spielerische Mittel, um diesen standesgemäß nach Hause zu schicken. Das unsere Mittel derzeit aber etwas beschränkt sind, wissen wir. Also einfach abhacken und nach vorne schauen. Wer spricht in Berlin schon noch von dem Spiel gegen Braunfels...

 Akki