Spielbericht
OFC - VfB Amateure
3:0
Endlich macht es wieder Spaß, über ein Heimspiel am Bieberer Berg zu schreiben, denn die
Leistung unserer Mannschaft am Freitagabend gegen die VfB-Amateure, immerhin
Tabellenzweiter der abgelaufenen Saison, erinnerte ebenso wie die tobende 8000er-Kulisse
an die glorreichen Regionalliga-Tage
der Ära Boysen. Schon innerhalb der ersten Viertelstunde wurden die Weichen auf Sieg
gestellt. Nach einem gewonnenen Zweikampf im Mittelfeld spielte Patrick Würll auf Matze
Becker, lief sofort durch in die Spitze und bekam den Ball prompt zurück. Stuttgarts
Viererkette war komplett ausgespielt, der Torwart lief noch heraus, wurde aber von Würll
umkurvt und es stand 1:0. Eine Führung, auf der sich unsere Mannschaft jedoch keine
Minute ausruhte. Weiterhin wurde der Gegner unter Druck gesetzt, mal durch gefälliges
Kombinationsspiel durch die Mitte, mal über außen oder auch durch lange Pässe aus der
Abwehr. So auch nach einer Viertelstunde, als Manni Binz den Ball über 40, 50 Meter nach
vorne schlug und dort Patrick Würll fand. Dessen Kopfballvorlage erreichte Becker, dem
erneut ein millimetergenauer Paß in die Spitze gelang. Christos Kagiouzis wurde zwar noch
von zwei Verteidigern behindert, jedoch gelang ihm ein wahrer Kunstschuß mit dem linken
Außenrist. Der Ball schlug hoch in der äußersten Ecke des Stuttgarter Tores ein und es
war gelungen, woran sich kaum einer der nun völlig ausgeflippten Zuschauer noch erinnern
konnte: Offenbach lag durch herrlich herausgespielte Treffer ziemlich sicher in Führung.
Doch damit nicht genug. Die Mannschaft nahm nun zwar mehr und mehr das Tempo aus dem
Spiel, ließ den Ball oft über mehrere Stationen in der eigenen Hälfte laufen, um den
bis zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr defensiven Gegner herauszulocken, dennoch kam hin
und wieder ein gefährlicher Angriff zustande. Die Chance zum dritten Treffer vereitelte
ein VfB-Abwehrspieler, der eine scharfe Hereingabe von links mit Glück und Geschick über
die eigene Torlatte lenkte und damit den Einschuß des dahinter lauernden OFC-Stürmers
verhinderte. Als Cesar Thier die einzige
Chance des VfB, die durch einen gefährlichen Freistoß entstand, mit Glanzparade
vereitelt hatte, war es Zeit für die Pause, die sich unsere mit Applaus überschüttete
Mannschaft redlich verdient hatte. Daß Stuttgart sich noch nicht aufgegeben hatte, wurde
deutlich, als die Mannschaft zur zweiten Halbzeit mit einem dritten Stürmer erschien. Am
Spielverlauf änderte sich jedoch zunächst nicht viel. Die VfB-Angriffe wurden meist vor
dem Strafraum gestoppt, Cesar Thier mußte nur sehr selten eingreifen. Offenbachs Angriffe
liefen jetzt meist über Konter, an denen die eingewechselten Schindler und Naciri meist
beteiligt waren. Die größte Chance zum 3:0 vergaben Schindler, Dworschak und Becht, die
im Getümmel nacheinander den Ball einfach nicht richtig trafen und den bereits
geschlagenen Stuttgarter Keeper nicht überwinden konnten. Auf der anderen Seite wäre
dann etwa eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie fast doch noch der Anschlußtreffer
gefallen, als ein Weitschuß an die Torlatte klatschte und der Nachschuß dieselbe Stelle
noch einmal traf. Ein VfB-Tor wäre nicht ganz unverdient gewesen, schließlich hatte die
Mannschaft das Spiel im Mittelfeld mehr und mehr unter Kontrolle bekommen, was nicht
zuletzt an der nachlassenden Konzentration der müde werdenden OFC-Spieler lag. Das Glück
des Tüchtigen bewahrte Offenbach jedoch vor Schlimmerem und schon bald wurden auch die
letzten Zweifel beseitigt, als nach einem herrlichen Konter über mehrere Stationen Naciri
Würll anspielte, der VfB-Torwart zwar zuerst am Ball war, diesen jedoch völlig unnötig
an Schindler verlor. Becht war rechts mitgelaufen, wurde angespielt und schob zum dritten
Treffer ein, der das Stadion in ein
Tollhaus verwandelte. Der Schlußpfiff ging im tosenden Jubel unter, die LaOla gab's wie
in alten Zeiten nicht nur vor der Stehgeraden, sondern auch vor der Orion-Tribüne und
auch der Trainer als Vater des Erfolges wurde gebührend gefeiert.
Eine objektive Einschätzung der Lage ist im Moment gar nicht so einfach. Der Sieg in
Aalen war bestimmt etwas glücklich und der VfB muß sich nach dem Abgang vieler Spieler
sicherlich auch erst wieder richtig finden, aber die Art und Weise, wie dieser Gegner
abgesehen von einem Teil der zweiten Halbzeit sicher beherrscht wurde, wie jeder einzelne
bis zur Erschöpfung fightete, rannte, Begeisterung an den Tag legte und nicht zuletzt
auch wie die Tore herrlich herausgespielt wurden, gibt Anlaß zu großer Hoffnung. Ich
wiederhole mich zwar, aber vieles erinnert mich an die Zeit unter Boysen, als den gerade
aufgestiegenen OFC auch niemand auf der Karte hatte und als die Mannschaft einzig und
alleine durch ihren Enthusiasmus und den ihrer Fans so manchen unerwarteten Erfolg
erzielte. Der Unterschied liegt nur in den Namen der Akteure, ob auf dem Rasen, auf der
Trainerbank oder in der Vereinsführung. Es ist mir heute nicht möglich, bestimmte
Spieler hervorzuheben, denn nicht ein einziger der absolut homogen wirkenden Truppe fiel
in seiner Leistung ab. Bleibt mir nur die Möglichkeit, kurz auf die neuen Gesichter
einzugehen. Thorsten Becht auf der rechten Seite stand bei gegnerischen Vorstößen sehr
sicher und schaltete sich durch enormen läuferischen Aufwand oft in eigene Angriffe ein,
Zitouni war immer schneller am Ball als sein Gegner, Kagiouzis und Naciri waren technisch
und läuferisch top, zeigten Spielmacherqualitäten und Torgefährlichkeit. Nicht zu
vergessen Alderigi auf der linken Seite, der mit dem linken Fuß die unglaublichsten
Sachen drauf hat und bei Standards gefährliche Bälle vors Tor bringt. Sorgen muß man
sich eigentlich nur über das machen, was passiert, wenn mal die ein oder andere Stütze
durch Verletzung länger ausfällt, wenn die kämpferische Einstellung im Laufe der Saison
an die Substanz geht oder wenn mal eine Serie von Mißerfolgen auf uns zukommt. Aber
eigentlich bin ich mir sicher, daß der Trainer auch diese Situationen in den Griff
bekommen wird, genauso wie er die jetzt zu befürchtende Euphorie in geordnete Bahnen
lenkt.