Rückblick Saison 2000/2001

Als Absteiger aus der zweiten Liga war der OFC natürlich als Topfavorit auf einen der Aufstiegsplätze gesetzt, unser (damaliger) Manager sprach vom berühmten einzigen Schuß, vor dem der OFC aufgrund des finanziellen Risikos steht. Der Trainer, Neururer, begnügte sich mit einer äußerst amateurhaften Vorbereitung und bereitete damit quasi schon seinen Absprung vor.

Der erste Spieltag führte den OFC und seine Fans nach Trier, wo man eigentlich im großen und ganzen ganz gut spielte, jedoch durch die alte Schwäche aus der 2.Liga kurz vor Abpfiff mal wieder zwei Punkte verlor! Neururer baute die Neulinge Thier, Saridogan, Würll und Glöckner in die Anfangsformation ein, Schindler kam eine Viertelstunde vor Spielschluß ins von schweren Regenfällen gezeichnete Spiel.

Saridogan und Schindler sorgten jeweils für den Führungstreffer, in der 90.Spielminute kassierten die Kickers den Ausgleich. Neururer zeigte sich trotzdem mit dem einen Punkt zufrieden.

Am zweiten Spieltag erwarteten wir in Offenbach die Rot-Weissen aus Erfurt zur Heimpremiere. 11.000 Zuschauer waren voll froher Erwartung ob des ersten Heimspiels. Doch der OFC spielte ohne Leidenschaft, mit dem Schlusspfiff kassierten wir das 0:1 und schon da hätte allen Beteiligten klar sein müssen, wo es in dieser Saison hingeht! Stattdessen kam es nach dieser Begegnung, in der Tom Stohn übrigens nur mit einer Gelb-Roten Karte glänzen konnte, zum ersten Trainerwechsel: Peterle Neururer ging und übergab den Stab an den nächsten Zampano, Dragoslav „Stepi" Stepanovic! Dieser kündigte denn auch gleich an, aus dem nächsten Spiel bei den Bayern Amateuren drei Punkte mit nach Frankfurt bringen zu wollen, was das Vertrauen in ihn natürlich nicht größer werden ließ.

Der dritte Spieltag brachte uns denn auch außer einem herrlichen Sonnentag in Bayerns Hauptstadt mal wieder keine Punkte. Bis zur 80. Spielminute führte der OFC mit 2:1 durch Schindler sowie einen Elfer von Paddy Dama, bevor wieder die große Kickers-Schwäche zu Tage trat und das Spiel noch mit 2:3 verloren ging. Nach dem Spiel machte ein Teil der mitgereisten Offenbacher Fans dann seinem Unmut Luft, stellte die Spieler zur Rede. Simon und vor allem Kolinger taten sich nicht gerade als sehr selbstkritisch hervor, der heutige Paulianer legte sich gar regelrecht mit den Fans an.

Diese Ereignisse zogen ihre Folgen am vierten Spieltag nach sich: Vor nun nur noch 7000 Zuschauern erlebte der Bieberer Berg gegen den VfR Mannheim eine schwarze Stunde. Vor Block Zwo hing ein Transparent mit der Aufschrift „Wir waren stolz auf diesen Verein" und der treue Anhang verweigerte für die ersten Spielminuten das Anfeuern der eigenen Mannschaft. Ordnungsdienst und Polizei sahen sich veranlasst, gegen dieses Transparent vorzugehen und marschierten auf! Was für ein Szenario! Polizei wird vor demonstrierenden, gewaltfreien Fans aufgeboten, versuchen das Transparent herunterzureissen und provozieren damit doch nur wütende Reaktionen. Auf der Haupttribüne wurde schließlich Klaus Gerster lauthals aufgefordert, die Lage zu entspannen und tat dies schließlich, indem er das Transparent wieder aufhing und dafür sorgte, dass die Gepanzerten wieder den Blick aufs Spielfeld freigaben. Danach wurde das Team mehr oder weniger gut supportet, was dieses jedoch kaum motivierte und so verlor man auch dieses Spiel sang und klanglos mit 0:2!

Nach diesem Tiefpunkt folgte der DFB-Pokalhit gegen den 1.FC Kaiserslautern, der uns neben gut 17.000 Zuschauern auch eine Liveübertragung im Fernsehen bescherte. Die Neuerwerbung Marcio feierte ein vielversprechendes Debut, doch der OFC war chancenlos und verlor mit 0:4 jedoch um zwei Tore zu hoch.

Animiert von der trotz der Pokalniederlage eigentlich starken Leistung pilgerten zum nächsten Heimspiel gegen den SC Pfullendorf wieder 8.000 Zuschauer an den Bieberer Berg. Und es gab endlich den ersten Saisonsieg zu sehen! Dolzer und zweimal Saridogan stellten die drei Punkte sicher. Zum ersten Mal waren übrigens Tom Stohn und Matze Becker nicht mehr im Kader, Stepi hatte sie in den Kader des B-Teams versetzt.

Der sechste Spieltag führte uns nach Stuttgart, die VfB-Amas hatten gerade die Eintracht im Pokal mit 6:1 abgefidelt. Mit starker Kampf- und Abwehrleistung konnten wir den zweiten Dreier in Folge einfahren. Dama setzte einen Hammer in den Winkel des Stuttgarter Tors! Erstmals zeigte uns Adi Dworschak, wie wertvoll er in dieser Saison noch für uns werden kann.

Spiel Nummer 7 brachte eine weitere Heimniederlage. Der spätere Aufsteiger Schweinfurt zeigte dem OFC auf, wie man in dieser Liga zu spielen hat: Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott. Da hilft alle Spielüberlegenheit nichts, wenn man dem Gegner schließlich die Chance zu zwei Toren lässt! 8.000 Zuschauern blieb nach dem 0:2 die bittere Erkenntnis eines Heimkomplexes.

Unser nächster Gastgeber hieß VfR Aalen. Die Kickers kämpften verbissen und Stefan Simon sorgte in der 52. Minute für den Führungstreffer. In der Schlussphase überschlugen sich dann die Ereignisse vor unserem Tor: Cesar Thier hatte Unhaltbare in Serie abzuwehren und der Schiri hatte solchen Gefallen am Powerplay der Aalener, dass er 10 Minuten nachspielen ließ. Die Kickers brachten den Sieg schließlich mit Glück und Cesar Thier über die Zeit.

Zum Heimspiel gegen Wehen kam wieder unser Komplex zum Tragen, nachdem Saridogan in der 82. Minute die Wehener Führung ausgleichen konnte, ließ der OFC wieder kurz vor Schluß noch einen Gegentreffer zu. Geschockt über das späte 1:2 verließen 5.000 enttäuschte Zuschauer das heimische Stadion. Dieses Spiel bedeutete das Aus für Stepanovic, der vorerst durch die Interimslösung Knut Hahn ersetzt wurde.

Spieltag 10 führte uns nach Thüringen zu Carl-Zeiss Jena. In einem überlegen geführten Spiel kam der OFC jedoch über ein 0:0 nicht hinaus. Trotzdem war dies aufgrund einer herrlichen Busreise mit dem Fanclub Comeback meine schönste Auswärtsfahrt!

Gegen Siegen langte es dann Zuhause wieder nicht zu einem Sieg. Nachdem Saridogan und Dworschak uns zweimal in Führung schossen, glich jeweils Jonjic für die Sportfreunde aus. Cesar Thier leistete sich beim 2:2 den wohl einzigen Fehler der Saison, als er einen Freistoß aus 35 Metern Entfernung passieren ließ. 6.000 Zuschauer gingen wie gewohnt enttäuscht nach Hause.

Bei 1860 (A) fuhr der OFC unter Knut Hahn beim 2:2 einen weiteren Punkt ein. Saridogan per Elfer und Kolinger waren die Torschützen. Hahn blieb während seiner drei Spiele also zwar unbesiegt, holte aber auch keinen Dreier. Nun waren Kohl/Gerster an der Reihe, den Weg aus dem Tabellenkeller zu finden.

Die erste Gelegenheit dazu fanden sie gegen den KSC, doch mehr als ein 0:0 sprang auch für diese beiden Herren nicht heraus. Doch wieder war zu sehen, dass die Kickers auch gegen die Großen der Liga mitzuhalten imstande sind. 8.000 Zuschauer wollten das Spiel gegen den Karlsruher SC sehen.

Am 14. Spieltag führte uns der Weg ins Ludwigsparkstadion zu Saarbrücken, wohin der SV Elversberg gegen uns auswich. In der zweiten Halbzeit ging der OFC regelrecht unter und unterlag trotz 1:0 Halbzeitführung noch mit 1:3. Die Kickers-Fans skandierten „Ihr könnt zur Eintracht gehen" und hinderten den Mannschaftsbus an der Heimfahrt. Ein weiterer Wechsel auf der Trainerbank war die Folge. Knut Hahn musste wieder das Ruder übernehmen.

Mit der 1:2-Niederlage im kleinen Derby gegen Darmstadt (Torschütze Ertl) schien der Tiefpunkt nun endgültig erreicht, dachten viele der 8.000 Zuschauer am Bieberer Berg, doch der sollte erst am 16.Spieltag in Burghausen folgen, wo es eine 0:5-Klatsche setzte. Dies war das erste Spiel ohne Dubravko Kolinger, der unter der Woche zum FC St.Pauli wechselte. Natürlich sah man nun wieder Handlungsbedarf auf der Trainerbank und hievte das Gespann Olli Roth/Dieter Müller bis zur Winterpause auf den Schleudersitz.

Auch diese beiden konnten das Ruder am letzten Hinrundenspieltag nicht herumreissen. Auch Regensburg mauerte in Offenbach 90 Minuten lang, kam vorm Abpfiff einmal vors Tor und gewann mit 1:0. Becker und Stohn wurden wieder begnadigt und gehörten zum Kader. Nur noch 4.500 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen.

Es folgte der erste Rückrundenspieltag gegen Eintracht Trier, der wieder nur 4.500 Zuschauer an den Bieberer Berg lockte. Doch endlich konnte der OFC mal wieder überzeugen und gewann verdient mit 1:0 durch ein Tor von Ertl.

Nun ging es nach Erfurt zu den Rot-Weißen, wo Tom Stohn mit seinem Eiergriff seinen großen Auftritt hatte. Auch dieses Spiel endete mit einer Enttäuschung für uns, mit 0:3 gaben sich die Kickers geschlagen. So langsam wurde die Lage trostlos!

Das letzte Spiel im Jahr 2000 brachte uns nocheinmal einen Punkt zuhause gegen die Amateure von Bayern München. Saridogan erlöste uns vor nur 4.000 Zuschauern. In der Winterpause folgte nun der große Umbruch. Ein neues Präsidium wurde gewählt, Gerster suchte endlich das Weite und Stefan Simon verließ die Kickers Richtung LR Ahlen. Als Neuzugänge durfte sich der neue Trainer Ramon Berndroth auf Frank Mager, Angelo Barletta und Thomas Brendel freuen.

Im ersten Spiel des Jubiläumsjahres zeigten die Mannen von Ramon Berndroth nun, dass sie nicht länger gewillt waren, ins offene Messer zu laufen und in welche Richtung der Hase in den verbleibenden Spielen laufen sollte: Beim VfR Mannheim gelang aus einer sicheren Abwehr heraus ein klarer 3:0-Sieg! Die Torschützen hießen Würll, Dworschak und Becker. Es debutierte ein junger Mann aus dem B-Team namens Dario Fossi.

Das erste Heimspiel in 2001 brachte dann allerdings gegen die Amas des VfB Stuttgart ein ernüchterndes 1:1. Pattrick Würll rettete den Punkt in letzter Minute. Wieder einmal wurde oberdeutlich, dass der OFC unter einem Heimkomplex leidet. 7500 Zuschauer waren wieder einmal wenig begeistert und moserten mal wieder gegen Becker und Marcio.

Der 23.Spieltag führte den OFC in Richtung Bodensee nach Pfullendorf, wo er schon sehr früh durch Adi Dworschak in Führung gehen konnte. Wie so oft konnte unser Gegner jedoch ausgleichen und am Ende kam auch noch das Pech ins Spiel, als der alleine aufs Tor zueilende Günther Maier vom Pfullendorfer Torhüter unsanft von den Beinen geholt wurde. Dieser wurde zwar mit der roten Karte bestraft, doch die Siegeschance war den Kickers genommen!

Als nächstes wartete im zweiten Auswärtsspiel hintereinander der Aufstiegsaspirant Schweinfurt 05 mit unserem Beinahe-Trainer Vasic auf uns. In der gleichen Art, wie die Schnüdel bei uns einen Dreier entführten, taten wir dies nun bei ihnen. Ein Traumtor von Pattrick Würll sicherte uns den Auswärtssieg und eine fröhliche Nachhausefahrt. Würll wurde ob des Vertrauens seitens des Trainerstabs immer wertvoller und schaffte den Durchbruch.

Am 25.Spieltag erwartete der OFC mit Aalen einen weiteren Mitfavoriten um den Aufstieg. Der VfR war wie erwartet stark, doch der OFC kann dank seiner mittlerweile wesentlich besseren Taktik auch gegen die Topteams der Regionalliga mithalten. Becker glich nach circa einer Stunde mit einem schönen Tor die Aalener Führung aus und wieder war ein Punkt gesichert. Das heimische Publikum war trotz der begonnenen Serie mit den Heimspielen nicht zufrieden. 7.000 zogen mal wieder enttäuscht von dannen.

Spieltag 26 ließ uns den Halberg erklimmen, wo man noch immer nicht gelernt hat, mit den Offenbacher Zuschauermassen fertigzuwerden. Nach 0:1-Rückstand kippten Ertl und Würll mit ihren Toren das Spiel und sicherten einen weiteren Auswärtssieg. Das 2:1 ließ den OFC erstmals seit langem wieder die Abstiegsränge verlassen!

Nun war es endlich mal wieder an der Zeit, einen Heimsieg bejubeln zu dürfen. Dazu brauchten wir den passenden Gegner, Jena stellte sich als ebendieser heraus. Mit 4:1 und Toren von Binz, zweimal Würll und Schindler wurden unsere Hoffnungen erfüllt. Endlich einmal konnten die 7.500 Offenbacher wieder auf einen Heimsieg anstoßen.

Es folgte der Auswärtssieg in Siegen. Wieder einmal war es Pattrick Würll, der den Siegtreffer zum 1:0 schoss. Der OFC zierte plötzlich den 8.Platz in der Tabelle, und das, wo wir zu Anfang des Jahres noch abgeschlagen im Tabellenkeller lagen. Würll ist derweil zu unserem Stürmer Nr.1 aufgestiegen und mittlerweile unverzichtbarer Stammspieler!

Im Heimspiel darauf mussten die Tore von Matze Becker und Dama (Elfer) herhalten, um wenigstens einen Punkt gegen die Sechziger-Amas zu retten. Manni Binz brachte seine Elf mit einem dummen Platzverweis in die Bredoullie und sollte nun für drei Spiele gesperrt werden. Ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase... 7.000 Zuschauer besuchten den Bieberer Berg zu diesem Spiel.

Am 30.Spieltag mussten die Kickers zum großen Aufstiegsfavoriten Karlsruher SC, der uns keine Chance ließ und uns mit 2:0 besiegte. Ausgerechnet der Ex-Offenbacher Daniel Graf versetzte dem OFC mit dem Tor zum 2:0 den Todesstoß! Das erste Spiel ohne die mittlerweile vielgerühmte Disziplin in den Abwehrreihen brachte das Ende einer großen Serie ungeschlagener Spiele.

An Spieltag 31 empfingen wir die Spvgg. Elversberg. Ein Sieg hätte uns optimistisch in die Zukunft schauen lassen. Stattdessen fielen wir vor 6.500 Zuschauern in alte Zeiten zurück und verloren das Spiel durch einen Konter in letzter Minute mit 0:1! Nun wurde es wieder eng im Kampf um den Klassenerhalt.

Unter der Woche mussten wir nun in Darmstadt bei den 98ern ran. Unser Torjäger Pattrick Würll ließ uns jubeln, ein weiteres Mal sicherte der Junge uns drei Punkte! Ein lebenswichtiger Sieg! Die zahlreich mitgereisten Offenbacher konnten endlich mal wieder einen Sieg über die ungeliebten Lilien feiern.

Gegen Wacker Burghausen hätten die Kickers nun alles klarmachen können, doch zu keiner Zeit konnten die Erwartungen der 7.000 OFC-Fans erfüllt werden! So endete das letzte Heimspiel der Saison mit 0:0 und ließ nur Rudi Bommer jubeln.

Einen Tag vorm 100. Geburtstag unserer Kickers musste nun ein Sieg in Regensburg her, um in Sachen Klassenerhalt ganz sicher gehen zu können. Der Jahn hatte sich bereits am vorletzten Spieltag gerettet und so viel es den Kickers relativ leicht, einen ungefährdeten 4:1-Auswärtssieg einzufahren. Je zweimal Dworschak und Würll besiegelten mit ihren schönen Toren endgültig den Klassenerhalt. Und die Kickers wurden dafür gefeiert wie ein Aufsteiger! Die Jubiläumsfeierlichkeiten waren gerettet!

Alles, was nun noch zur Vollendung unseres Glückes fehlte, war die Nachricht vom Erhalt der Regionalligalizenz für die nächste Saison. Doch auch die wurde uns schließlich erteilt und so bleibt eigentlich nur noch, den Spielern, die uns nun verlassen haben und mitgeholfen haben, den OFC in Liga 3 zu halten, zu danken: Stefan Dolzer, Pattrick Dama, Michael Köpper, Dietmar Roth, Günther Maier, Tom Stohn und Stefan Ertl haben ihren Platz in der traditionsreichen Geschichte der Offenbacher Kickers sicher, trotz oder gerade wegen aller Höhen und Tiefen der abgelaufenen Saison! Auch Marcio Rodriguez, Thomas Brendel, Pattrick Glöckner sowie dem leider Dauerverletzten Lars Schmidt gebührt unser Dank! Alle haben bis zuletzt gekämpft. Kampf, eine Eigenschaft, die einfach zu Kickers Offenbach gehört und die die Mannschaft während der Vorrunde schon fast völlig verloren zu haben schien.

Traser 15.-19.06.2001