Bericht vom Spiel SV Kickers Stuttgart - Kickers Offenbach 1:0


Wer hat den größten (Ich, Ich, Ich), was gibts am Freitag (Fisch, Fisch, Fisch), wer hat den kleinsten (DU, Du, Du), wir saufen uns die Hacke zu (Hacke zu, Hacke zu)!

Tja, was soll man schreiben, wenn man zum wiederholten Mal auswärts von seiner Mannschaft aufs bitterste enttäuscht wurde? Soll man sie zerreissen, um eine Woche später wieder mit in die allgemeine Begeisterung einzusteigen? Soll man Gnade walten lassen, weil man genau weiß, daß der Aufstieg nur mit viel Glück und Unterstützung durch uns Fans gelingen kann? Weil die Mannschaft eben längst noch nicht so weit ist, dieses Ziel aus eigenen Kräften zu erreichen? Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dafür entschlossen, von einer schönen Auswärtsfahrt im Bus des Fanclub Comeback zu berichten...

Wie immer waren wir die letzten, die sich an der Buswendeschleife zur Abfahrt trafen. Wie immer fuhren alle anderen Busse (teilweise auch nur spärlich gefüllt) weit vor uns los. Und wie immer konnte unser Busfahrer auch die geplante Abfahrtszeit nicht einhalten. Der Bus war nicht voll, nein er war überfüllt! Und die Stimmung sollte (mal wieder) Ausmaße annehmen, wie man sie nur von Fahrten mit den Comebackern kennt.

Direkt nach dem Frankfurter Kreuz standen wir im ersten Stau. Was blieb uns anderes übrig, als uns die Zeit mit Flaschenklopfen, Smalltalks und dem Genuß von Hüttenzaubermukke zu vertreiben? Diskussionen wie, warum fehlt vom Engländer und vom Anwalt jeweils einer bei den letzten Fahrten, schienen interessanter, als das vor uns liegende Spiel. So hangelte sich unser Bus dann von Stau zu Stau, die Flaschen wurden größer und die Stimmung immer besser.

Waldi versprach, dem Wunsch der Besatzung demnächst Taten folgen zu lassen und einfach mal ohne Kickersspiel zu einer Busfahrt zu starten. Einfach mal 50 Mann in einen Bus gesetzt und über etwa acht Stunden bei entsprechender Bewirtung quer über Deutschlands Autobahnen einfach nur abfeiern!

Nach diversen Stopps zwecks Erledigung menschlicher Bedürfnisse und gleichzeitigen Abbrennen von Feuerwerkskörpern näherten wir uns langsam aber sicher unserem Ziel. Einmal noch ging uns im Stau der Getränkevorrat aus, doch kurzes Halten auf der rechten Fahrspur rettete die Situation und die durstigen Kehlen konnten weiter gestillt werden.

Endlich am Stadion angekommen, überflüssig zu erwähnen, daß wir den Anpfiff nicht miterlebten, durften wir uns erstmal über eine der krassesten Securities freuen, die man seit langem erleben durfte. Ich wollte durch den mittleren Einlaß, der gerade frei war, doch der junge Mann schickte mich nach links, wo es ein schwuchtelmäßig ausschauender junger Mann mit dem Abtasten der männlichen Spielbesucher sehr genau nahm. Sofort kam noch ein Polizist hinzu, der mich nach dem Inhalt meiner Kameratasche fragte. Mit meiner Antwort war man wohl unzufrieden, so daß ich das Objekt der Begierde auspacken durfte. Mit den Worten, eine Videocam wäre nun eingesackt worden, überließ man mich dem warmen Schwaben, der mich genüßlich und genauestens durchsuchte, Igitt!

Also rein und auf die Tribüne. Die Stimmung unter den OFC-Fans schien nicht schlecht, unsere Kickers wurden anständig angefeuert und man stand auch endlich mal recht eng beieinander. Auf dem Platz, naja, ich hatte den Eindruck, es ging bei weitem emotionsloser zu als zuletzt gegen Regensburg. Die Einen (Stuttgart) schienen nicht zu können, die Anderen (Offenbach) schienen nicht so richtig zu wollen. der Biss vom letzten Freitag schien einfach nicht da und so brachten die unsrigen kaum einen gefährlichen Angriff vor das gegnerische Tor.

Die Stuttgarter waren in den Zweikämpfen einfach entschlossener, bei ihnen sah man: Für die geht es um was! Und obwohl es für den OFC doch eigentlich auch um etwas gehen sollte, blieb man uns wieder mal die nötige Entschlossenheit schuldig. Hatten wir in der letzten Saison noch einen Heimkomplex, scheint uns dieses Übel nun in der Fremde beschlichen zu haben. Alles, was uns im eigenen Stadion stark macht, geht uns auswärts momentan total ab! An der Unterstützung durch die Fans lag es diesmal aber sicher nicht.

Bevor ich noch die erste gute Aktion unserer Mannschaft bewundern durfte, gingen die Stuttgarter in Führung. Ein Freistoß segelt hoch in den Fünfer unserer Kickers, Thier zögert und unterläuft die Flanke. Einfach nun für den SVK den Ball einzunetzen, weil Thier im Niemandsland der Gefahrenzone umherirrt. Paeslack köpft ein und auf der Linie stand ein weiterer Stuttgarter bereit, um dem Ball noch eventuell die richtige Richtung geben zu können. Ja, auch unserem Cesar unterläuft mal ein solcher Lapsus.

Die Halbzeit verbrachten wir draußen vor dem Stadion, wo wir sahen, daß Tarantino im Wald in wichtige Telefongespräche verstrickt war! Hatte er die erste Halbzeit überhaupt gesehen? Oder versorgte er nur die daheimgebliebenen mit den schlechten Nachrichten aus der schwäbischen Metropole?

Weiter gings mit Halbzeit Zwo und um es vorwegzunehmen, es änderte sich nichts! Der OFC brachte während der gesamten 90 Minuten nicht einen sehenswerten Spielzug auf die Reihe. Zu keiner Zeit kam in einem das Gefühl auf, jetzt reißen wir das Spiel noch um, nicht mal, als sich die Stuttgarter nach einem bösen Foulspiel an Naciri selbst dezimierten.

Gut 20 Minuten hatten wir es nun in Überzahl mit einem Abstiegskandidaten zu tun, ohne jemals den Eindruck erwecken zu können, zumindest noch den einen wichtigen Punkt retten zu wollen. Stuttgart dagegen mit dem nötigen Kampfgeist, um diesen wichtigen Dreier über die Zeit zu retten, was ihnen schlußendlich auch verdientermaßen gelang.

Pfeifkonzert für unsere Mannschaft dann beim Schlußpfiff! Was hatten die uns aber auch wieder mal enttäuscht! Da läßt man für seinen Verein Familie und was weiß ich nicht alles für die Kickers hinten anstehen, fährt ihnen hunderte von Kilometern hinterher und gibt dafür nicht wenige Euros aus, und wird dann wieder aufs bitterste enttäuscht! Die Spieler trauten sich trotzdem noch an den Zaun, um sich bei den Fans für die Unterstützung zu bedanken.

Von dort wurden die Jungs auf das Übelste beschimpft! Zugegeben, die Mannschaft hatte es wirklich verdient, unseren Zorn zu spüren, aber Pöbeleien wie an die Adresse von Manni Binz ("Mach dich endlich fort du dreggischer Judd!") gehen weit unter jede Gürtellinie! Ansonsten gab es Schelte hauptsächlich für diejenigen, die momentan mit dem OFC um neue Verträge pokern.

Niedergeschlagen bewegte man sich nun zurück an den Bus, in dessen Nähe uns Peppi mit heimatlichen Getränken wieder aufmunterte. Ja, Peppi war doch da! Eigentlich wollte er nicht, doch zu guter letzt hat ihn die Liebe zum OFC doch nach Stuttgart geführt. Während man sich bei Peppis Umtrunk wieder etwas locker machte, folgte nun noch ein Bonbon: Unser Spielerbus quälte sich mit Müh und Not rückwärts aus dem Busparkplatz, als sich zwei Stuttgarter Schönheiten mit ihrem popeligen Opel einfach dazwischen quetschen mussten und den Bus mit dem Kotflügel schrammten! Die schwäbische berittene Polizei schien sich mit den beiden Mädels ziemlich schnell über die Schuldfrage im Klaren zu sein, so daß wir unsere nicht unerhebliche Überzeugungskraft mit einbringen mussten.

Zeugen waren nun relativ schnell unter uns zu finden und die Stimmung wurde auch wieder aufgelockert. Höhepunkt des Ganzen war das unverbesserliche Diggedig... vom Anwalt, was selbst den zuvor so verbittert dreinschauenden Schildkröten ein Lachen entlocken konnte.

Von der Heimfahrt gibts nicht mehr allzu viel zu erzählen, aus dem einfachen Grund, weil es so wie immer war und man sich am Tage danach wundert, wo die ganzen Erinnerungen hin entschwunden sind... Tja, wieder mal eine Auswärtsfahrt, nach der man sich fragt, warum man das überhaupt mit macht. Ob ich das nächste Mal wieder dabei bin? Weiß noch nicht, es wird mir schwerfallen! Danke aber an den Fanclub Comeback für eine weitere unvergessliche Fahrt!

Traser 24.03.02