Bericht zum Spiel VfR Mannheim- Kickers Offenbach 0:0

Zu meinem ersten Kickersspiel dieser Saison aufgrund meines Urlaubs verschlug es mich mit den Froinden vom Onlinefanclub ins altbekannte Mannheimer Reservoir, von wo wir die letzten Jahre eigentlich immer Punkte mit nach Hause bringen konnten. Im kleinen Selbolder-Bus ging es denn auch gleich hoch her, es gab Licher und PPP und die Stimmung war fröhlich bis entspannt.

Kaum auf der Autobahn, forderten die ersten einen Stop am Parkplatz der 661, wollten wohl ihrem zweiten Hobby neben den Kickers ein Weilchen fröhnen. Nach netter Ablehnung unseres Reiseleiters beruhigten sich die Gemüter wieder recht schnell und besannen sich aufs Wesentliche.

Auf so einer Busfahrt kann man sehr schön die Eigenheiten seiner Mitmenschen mit  Nicht-Offenbacher Herkunft herausfinden: So scheint man in Westphalen wohl lieber aus blechernen Dosen zu trinken, in unserer Nachbarstadt ansässige nehmen ihre Getränke mit auf die Bordtoilette, um jenes Behältnis anschließend wieder in gefülltem Zustand zu geniessen. Dagegen hat man sich wohl in den neuen Bundesländern zum Ziel gesetzt, ununterbrochen Körperkontakt zu seinen Liebsten zu halten. Doch genug vom Kuscheln und der mißbräuchlichen Eigenurin-Therapie!

Die Fahrt zog sich hin und führte uns auch in diverse Staus. Allerdings kam irgendwie das Gefühl auf, daß der Bus nicht besonders schnell ist. Doch die Zeit wurde vertrieben mit kurzweiliger Fachsimpelei und Erzählungen von den zurückliegenden Feierlichkeiten und Erlebnissen zwielichtiger Leute in zwielichtigen Kneipen.

Endlich angekommen, konnte man sogleich die wie immer anwesenden Fischreiher bei ihrem unbekümmertem Liebesspiel beobachten. Fotographen hätten bei diesem Aprilwetter schönste Naturbilder knipsen können, der Abendhimmel hätte malerischer nicht sein können.

Ein Platzregen lud dann noch zum Verweilen am Bus, wo nach dem Spendieren einer Runde billigem, warmen Henningerbrühe ein neuer Onlinerpräsident gekürt wurde. Seltsame Machenschaften eines seltsamen Fanclubs, kann ich da nur sagen! Nach Inthronisierung und anschließendem Gruppenfoto gings endlich rein ins ehrwürdige Rhein-Neckar-Stadion.

Die Einlasskontrollen beschränkten sich auf das Nötigste und die Polizei war wohl auch nicht auf größeren Stress aus, so das man entspannt dem Spiel beiwohnen konnte. Wie gesagt habe ich die neuen Kickers ja bisher erst in einem Testspiel auf dem Lande sehen können, und so war ich doch positiv überrascht, wie sich unsere Jungs seitdem steigern konnten.

Die Mannschaft rannte und kämpfte und versuchte auch das ein oder andere Mal auf spielerische Weise den Weg nach vorne zu finden. Trotzdem wurde sehr schnell klar, daß wir einem reinen Kampfspiel beiwohnen, daß eher von seiner Spannung lebt als von spielerischen Finessen.

Das Geschehen spielte sich zumeist 30 Meter rechts und links der Mittellinie ab, wobei sich beide Mannschaften keinen Zentimeter Boden schenken wollten. Wie in den letzten Jahren schien mir der OFC wieder etwas linkslastig zu sein, da die meisten Bälle über Alderigi und Kagiouzis über eben diese Seite getrieben wurden.

Fossi, der für den verletzten Binz als Libero einspringen musste, konnte mit einer unspektakulären, aber von Fehlern freien Leistung überzeugen, während Dworschak die Fäden im Mittelfeld souverän in seinen Händen hielt.

So circa 15 Minuten vor der Halbzeitpause kam dann das erste Mal etwas Hektik auf, was die Kickers sehr schön ausnutzen konnten. Man hielt nicht nur dagegen, nein man wollte sogar mehr! Mit dem Halbzeitpfiff dann die grösste Offenbacher Möglichkeit, in Führung zu gehen: Ein Alderigi-Freistoß von der linken Angriffsseite kommt haargenau auf den Schlappen des vollkommen frei stehenden Barletta, der jedoch 3 Meter vor dem Tor den Ball über die Latte drosch!

Zur Halbzeit endlich die Möglichkeit, die Mannheimer Herrentoilette mal wieder auf etwaige Verstopfungen hin zu kontrollieren. Zur Überraschung aller jedoch waren die beiden Urinbecken dieses Mal gut gespült und es wurde einem noch nicht einmal schlecht! Ansonsten hatte die Mannheimer Gastronomie mal wieder einen ihrer großen Tage. Der Offenbacher Block konsumierte wie eh und je und so dürfte der VfR wohl schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison seinen Großeinnahme-Tag gefeiert haben.

3400 Zuschauer wurden vom Stadionsprecher begrüsst, der während der zweiten Spielhälfte dann von sich Reden machte: Nachdem der Fanblock zum Aufstehen der Sitztribüne aufforderte, diese dem Wunsch der Massen entsprach und sich dem netten Liedchen hingab, zog sich der Mannheimer den Zorn der Kickersfans zu. Sein Spruch, das Stehen hätte der Offenbacher Anhang auch billiger haben können, kam bei diesem nicht an und so wurde der Umgangston kurzzeitig etwas schärfer.

Zwischenzeitlich wurde Patrick Würll auf dem Weg zum 0:1 unsanft von einem Mannheimer Abwehrspieler zu Fall gebracht, ohne das dies jedoch für ihn irgendwelche Konsequenzen nach sich zog. Alderigi legte sich den Ball ungefähr 18 Meter vor Herrn Rechners Tor zurecht, nahm ziemlich penibel Maß, um die Hulla dann geradewegs in die Mauer der Rasenspieler zu treten! Schade, dies wäre eine gute Entfernung für einen echten Freistoßschützen a`la Michael Kutzop gewesen.

Dessen Nachbildung im kleinen Maßstab, Lars Meyer, lief mit der Dauer des Spiels dann zu ganz großer Form auf! Mit bisher von mir noch niemals beobachteter Ballsicherheit war sich Meyer für keinen Weg zu schade, kämpfte in der abermals hektischen Schlußphase  bis zum Umfallen und erwuchs in dieser Mannheimer Drangphase zu unserem Turm in der Schlacht! So kann er weitermachen, ganz klare Steigerung des früheren Unsicherheitsfaktors, kein Ball wurde mehr von ihm nervös vertändelt!

Fast jedoch wäre aller Kampf vergeblich gewesen, als Cesar Thier während eines weiteren Platzregens einen eigentlich harmlosen Schussversuch des VfR Mannheim dazu nutzte, dem geneigten Publikum die Herzen in die Hosen rutschen zu lassen. Der Ball entglitt seinen mit Sicherheit rutschigen Handschuhen, fiel ihm vom einen Bein gegen das Andere und kullerte anschließend um Haaresbreite am Offenbacher Tor vorbei! Tja, Glück gehört eben auch mal dazu, seit der Ramon Berndroth den Taktstock auf der OFC-Trainerbank schwingt! Aber Glück hat bekanntlich nur der Tüchtige, und Fleiß und  Ausdauer konnte man den Spielern aus der Lederstadt nicht absprechen!

Nach einigen Minuten des Zitterns pfiff Schiedsrichter Sippel die spannende Partie dann endlich ab. Die Spieler ließen sich von ihrem zufriedenem Anhang feiern und schlichen gutgelaunt in die Katakomben unseres Lieblings-Auswärts-Stadions. Wieder mal dürfen wir aus Mannheim ohne Niederlage heimkehren!

Das Verlassen des Stadions bereitete ebenso wenig Probleme wie beim Einlass, die gelangweilten Schildkröten liessen sich nicht provozieren und genossen einen der wenigen trockenen Momente an diesem Abend. Nach kurzem Verweilen am Bus und dem Genuß von bleihaltiger Gerstensaftkaltschale begaben wir uns in diesen, um endlich den Weg nach Hause antreten zu können.

Dieser entpuppte sich als extrem langwierig, der Bus schien nicht schneller als 70 Km/h zu fahren, war aber vielleicht auch Einbildung, weil sich alle Beteiligten nach der Heimat sehnten. Die Kleinsten verfielen sogar in tiefen Schlaf.

Bliebe noch zu erwähnen, daß die Kickers weiter Spitzenreiter sind, doch sollte auch gesagt werden, daß die bisherigen Gegner mit Ausnahme des VfR Mannheim bisher alle Spiele verloren haben. Es werden also in den nächsten Wochen noch weit schwerere Gegner auf uns zukommen, doch den Moment kann man nach zwei Jahren Abstiegskampf schon mal genießen!

Traser 12.08.2001

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