Bericht vom Spiel
Kickers OffenbachSV Darmstadt 98 1:1

 

Derbyzeit in Offenbach. Erst das Hessenderby gegen die Lilien, das zuletzt drei Mal hintereinander gewonnen werden konnte, am kommenden Mittwoch dann das Möchtegern-Mainderby gegen die Amas von den Geflügelzüchtern.

Fußballstadt gegen Wissenschaftsstadt, das bedeutet neben rassigem Kampfspiel vor allem: Große Kulisse, überzogener Polizeieinsatz, unverhältnismäßige Security, Bier ohne Alkohol und Bannerfreies Stadion! Irgendwie schade, dass die Zeiten, wo man sich auf ein solches Ereignis schon Wochen im Voraus freuen konnte, vorbei sind, doch der Reihe nach:

Bereits um 12 Uhr machten wir, Tabischer und meine Wenigkeit, uns auf Richtung Bieberer Berg. Mit dem Schlimmsten rechnend, trafen wir an der Kreuzung Bieberer/Untere Grenzstr. auf die erste Polizeisperre. Dort herrschte das totale Verkehrschaos, da im Vorfeld natürlich nicht auf die Sperrung zum Ostbahnhof hingewiesen wurde.

Trotzdem kamen wir noch ganz gut durch, das Problem war nur, dass der liebe Tarantino noch zwei Banner am Ostbahnhof abgeholt haben wollte und absolut nicht verstehen konnte, dass Ostbahnhof einfach nicht drin war! Na ja, nächstens einfach mal früher dran denken oder selbst einen Versuch wagen…

Die Buswendeschleife war zu dieser Zeit ganz in der Hand von grüngepanzerten Männ- und Weiblein, die sich auf die Chaostage vorzubereiten schienen. Die Biebererstr. Vor dem Stadion glich schon einer Festung, überall waren schon die Absperrgitter zu sehen, die später Offenbacher und Darmstädter Fußballspielbesucher trennen sollten.

Die zu diesem Zeitpunkt einzig geöffnete Kasse vor der Haupttribüne war noch wenig frequentiert, so dass Tabischer relativ zügig an eine Karte kam. So konnte man schnell zurück Richtung Eiche, wo das übliche Klientel jedoch noch auf sich warten ließ. So nahmen wir erst mal an der Eckkneipe ein (verbleites) Bierchen zu uns.

Von der Eckkneipe aus sahen wir dann, wie die ersten Onliner eintrafen und gesellten uns schließlich zu ihnen. Wir spekulierten, wann die Bullizei auf uns aufmerksam werden und unsere unangemeldete Versammlung aufzulösen versuchen würde. Doch so weit kam es glücklicherweise (dieses Mal) noch nicht.

Was soll man sagen, es kommen immer neue, immer mehr Leute zu diesem konspirativen Treffpunkt vor Heimspielen. Wenn sich diese Sache so weiterentwickelt, wird der Platz unter der Onlinereiche demnächst nicht mehr ausreichen, um das durstige Offenbacher Volk zu verpflegen. Als Notlösung schlage ich dann vor, die gesperrte Biebererstr. zum provisorischen Onlinertreff umzufunktionieren!

Neu an der Eiche war dieses Mal OFC-Mike aus Gelnhausen, der einen Spezi aus dem Zug dabei hatte. Der Typ (nicht Mike) war ein echter Knaller! Er faselte irgendwas von einem Wimpel, der 35 Jahre alt sei und auf dem die Namen Bein, Völler und Kostedde verewigt waren. Mikes Einspruch, diese Namen hätten nie in einer Mannschaft gespielt, konterte der Gelnhäuser wieder mit anderen Anekdoten. So war's denn wieder recht kurzweilig unter der Eiche.

Nun ging's zum Stadion, unser Eingang war Bieberer/Schnellstrasse, wo man schon von weitem die langen Schlangen erblicken konnte. Wir reihten uns in die erste ein und merkten bald, dass es nicht vorwärts ging, da die Security an diesem Tor ihre Arbeit mehr als genau nahm. So ging's zum nächsten Tor, wo es etwas zügiger voran ging. Ich wurde relativ schnell abgefummelt, während mein 12-jähriger Sohn etwas mehr über sich ergehen lassen musste. Klar, ist ja bekannt, dass Familienväter ihre kleinen Kinder dazu missbrauchen, alkoholhaltiges Bier und Feuerwerkskörper ins Stadion zu schmuggeln.

Überall im und ums Stadion Polizei in Kampfmontur. Die müssen gottweißwas erwartet haben. Die Zugänge zu den Stehplatzblöcken, waren erfreulicherweise Ordnerfrei, so ziemlich das einzig erfreuliche am Drumherum dieses Tages. Es gab mehr Getränkestände wie zuletzt, doch das Publikum hielt sich von ihnen fern, zu hoch schlugen wohl die Wellen des letzten Spiels. Tja, das kommt davon.

Drin im Block, verwunderte der Blick auf die Kulisse, hatte man doch irgendwie mit mehr gerechnet. Selbst der Lilienblock war mit ca. 1.500 Fans eher enttäuschend gefüllt. Mir fiel vor allem auf, wie viel Platz noch auf der angeblich seit einigen Tagen ausverkauften Haupttribüne war! Folge einer schlechten Pressearbeit oder sind es doch die Preise?

Das Spiel begann, wie es sich für ein Derby gehört, rassig und kampfbetont. Die Kickers nahmen das Heft gleich in die Hand und hielten kräftig dagegen. Beim ersten Handgemenge gleich zu Beginn gab's Gelb für Juskic und Barletta und eine Leuchtkugel aus dem Darmstädter Block.

Die Stimmung in Block Zwo war in den ersten 15 Minuten ganz wie das Kickersspiel: Euphorisch und engagiert. Man unterstützte die Mannschaft, wie sich das für uns gehört und die Darmstädter waren zu dieser Zeit von unserem Platz aus nicht zu hören. Doch dann ließen die Kickers leider nach und ließen die Heiner ins Spiel kommen.

Darmstadt übernahm das Kommando, die Stimmung auf Offenbacher Seite nahm ab und die SVD-Fans konnten sich immer öfter bemerkbar machen. Hundertprozentige Chancen vermochten jedoch auch die Blauen nicht herauszuspielen, so dass es auch zur Pause noch beim torlosen Unentschieden blieb.

Halbzeit Zwo beginnen die Kickers total unkonzentriert, Darmstadt wurde nun gefährlicher! Auf unserer Seite beschränkte man sich nur noch aufs Ballwegschlagen, während die Lilien nun auf einen Torerfolg aus waren. Aus dem Nichts plötzlich ein OFC-Konter, Falk wird auf die Reise geschickt und tritt den Ball aus spitzem Winkel an den Darmstädter Innenpfosten, von wo er wieder ins Spiel springt.

Fünf Minuten später jedoch stand es 0:1. Die zu dieser Zeit klar spielbestimmenden Darmstädter konnten ungestört flanken und Rammbock Lakies netzte die Kugel ein! Totenstille in Block Zwei und Rambazamba im Gästekäfig! Und irgendwie traute man unserer Elf auch nichts mehr zu, zu sehr hat sie sich nach der ersten Viertelstunde das Heft aus der Hand nehmen lassen.

Schiri Walz versagte Dworschak einen klaren Elfer und zeigte Gelb, bevor der starke Becht mal wieder über die rechte Seite kam und flankte, Dworschak köpfte den Ball auf den Darmstädter Haag, der den Ball im eigenen Tor unterbrachte! Da war es doch noch, das Tor! Sofort waren auch die Verhältnisse im Stadion wieder gerade gerückt! Hier regiert der OFC!

Beim OFC waren inzwischen Knappmann und Petry für Saridogan und Naciri im Spiel, was das Offensivspiel der Kickers doch etwas belebte. So gab es in der Schlussphase noch Möglichkeiten auf beiden Seiten, die jedoch ungenutzt blieben. So gab's ein am Ende wohl verdientes Remis, mit dem sich denn auch beide Lager zufrieden zeigten.

Der Abmarsch gestaltete sich mal wieder schwierig, der Platz hinter der Orion wird immer mehr zum Nadelöhr, hier könnte man sich auch mal was einfallen lassen, so viele Zuschauer waren schließlich auch wieder nicht zugegen! Das Offenbacher Haus war wie leergefegt, mit dem Alkoholverbot macht man dem Wirt halt einen Riesenstrich durch die Rechnung.

Draußen war wohl das Gröbste schon vorbei. Drei Lilien standen wie begossene Pudel da, hatten wohl gerade ein paar Backpfeifen einstecken dürfen und warteten nun auf den netten Schutzmann zwecks Anzeige. Alles in allem schien es aber doch ruhig und so begab man sich wieder Richtung Eckkneipe.

Dort sah man schon von weitem die Offenbacher Truppen, die für alle Schandtaten bereit schienen. Herby und Waldi, die mit mir zusammen liefen, versuchten mir wegen meines blauen Shirts noch etwas Angst einzuflößen, doch ohne Chance auf Erfolg! Ich bahnte mir meinen Weg durch den Mob an den Tisch der Onliner…

Traser 11.08.02