Bericht vom Spiel
Eintracht Frankfurt (A) – Kickers Offenbach 0:2

Eigentlich wünschten wir uns alle das Mainderby, doch was wir bekamen, war leider nur der Nachwuchs der DFB-Günstlinge! Doch was soll’s, auch das gehört ernst genommen und so fuhren wir nach Aschaffenburg (In Hessen mochte die Adler wohl niemand beherbergen), um das dortige Spiel für unsere Kickers zu einem Heimspiel zu machen.

Bereits um 3 Uhr war Treffpunkt am Offenbacher Hauptbahnhof, das bedeutete früher Feierabend machen, mal kurz zuhause vorbei zum Essen, den ersten Schoppen einfahren und ab zum Bahnhof.

Dort war eigentlich noch fast gar nix los. Ein paar vereinzelte Kickersnasen, ansonsten nur herdurcheilende Berufspendler(innen). Aber der Mann mit dem Getränkevorrat war immerhin schon da! Die Dosen waren schön eisgekühlt, so dass es sofort gut losgehen konnte. So nach und nach trudelten immer mehr Rot-Weiße ein und so um Zwanzig vor Vier begab man sich guter Stimmung hoch an den Bahnsteig.

Ein paar nette Bundesgrenzschützer waren auch mit von der Partie, um bei einem eventuellen Überschäumen der Stimmung einschreiten zu können. Ich schätze mal, wir sind dann so mit ungefähr 150 Mann in den Zug, eigentlich eine enttäuschende Zahl! War aber auch eine unchristliche Uhrzeit für arbeitende Fußballfans.

 

Im Waggon suchte man sich so sein Plätzchen, ließ sich nieder oder nahm die Begehrlichkeiten im Stehen zu sich. Uns hatte es eigentlich wirklich gut erwischt, bei uns fuhren Leute wie der Anwalt und der Meenzer mit, so dass stimmungstechnisch rein gar nichts anbrennen konnte. Es wurden die ganz derben Eintrachtliedchen geträllert, die Zeit verging wie im Flug!

In Hanau stiegen noch mal so um die 100 Kickersnasen zu, der Zug war nun endgültig in Offenbacher Hand. Es wurde noch lauter, die Lieder gingen ins obszöne über und ehe wir uns versahen, bremste der Zugführer und wir standen im Aschaffenburger Hauptbahnhof. Das Aussteigen verlief geregelt und der Bundesgrenzschutz übergab uns an die örtliche Bereitschaftspolizei.

Deren erste Amtshandlung bestand darin, uns klarmachen zu müssen, dass wir nicht in die zufällig bereitstehenden Linienbusse steigen, sondern den Weg zum Stadion zu Fuß zurücklegen sollten. Na ja, der guten Stimmung tat’s keinen Abbruch und so setzte sich der Pulk in Bewegung. Die Damen und Herren in Grün waren eigentlich ganz nett, hatten sogar Verständnis dafür, dass wir unbedingt unsere Notdurft verrichten mussten und befahlen uns zu diesem Zwecken in einen öffentlichen Park.

Kurz vorm Stadion wurde es dann aber trotzdem einigen von uns zu öde und so zog es uns in die letzte Kneipe. Ein pflichtbewusster Hundesportler wollte uns noch freundlich an der Einkehr hindern, musste dann jedoch einsehen, dass uns die Zungen schon bis zu den Knien hingen und wir unbedingt flüssiges zu uns nehmen mussten.

Ich weiß nicht mehr genau, ich glaub, die Gaststätte hieß „Zum Wilden Manne“ oder so und war an ein Hotel angeschlossen. Man bediente uns überaus freundlich und flott und hatte gar eine faustdicke Überraschung für uns parat: Stand doch plötzlich Dario Fossi im Raum! Einige von uns rieben sich noch die Augen und schauten sich ungläubig an, als auch noch Dworschak, Berndroth und all die Anderen die Treppe vom Hotel runterkamen, durch die Kneipe marschierten und ein schönes Spiel wünschten!

Als wir die Kneipe dann nach einiger Zeit verließen, kam etwa 50 Meter weiter gerade wieder ein Pulk von Polizei umringt aus Richtung Bahnhof daher. Na klar, die Unaussprechlichen mussten ja auch irgendwie zum Spiel kommen! Die wenigen älteren Herrschaften unter uns nahmen also ihre Beine in die Hände, während wir uns das doch mal aus der Nähe geben wollten. An so einer Engstelle mit Tunnel blieben wir stehen und provozierten die Jungs aus der verbotenen Stadt ein bisschen. Von denen kam nicht viel, und was kam, war in festem Griff der Obrigkeit! Die Grünen überlegten kurz, wie sie die Situation nun wieder auflösen könnten und entschlossen sich, das Pack durch den Tunnel zu führen. Na ja, im Nachhinein konnten wir eigentlich froh sein, nicht weggeheftet worden zu sein, und das nur wegen so ein paar Frankfurter Kindern.

 

Während die also den Tunnel nehmen mussten, gingen wir ganz locker über die Straße und gesellten uns nun wieder zu den anderen Offenbachern. Die Abfertigung an den Kassen verlief recht flott und freundlich, die Security hielt sich angenehm zurück. Im Stadion angekommen, sah man dann doch etwa 3.000 Offenbacher Schlachtenbummler in unserem Block stehen, während im Fanblock der SGE großzügig geschätzt etwa 300 Nasen standen.

 

 

 

Es ging dann auch gleich los, und das mit einem Paukenschlag: Freistoß OFC nach Foul an Petry, Falk läuft an und schnippelt den Ball um die Mauer ins Frankfurter Tor! Besser konnte es nicht losgehen! Falk küsste das Kickerswappen auf seinem Trikot und sprang auf den Zaun vor den Kickersfans, um sich gebührend feiern zu lassen. Brachte ihm die gelbe Karte ein.

Zwischendurch gab es „Falk du Sau“-Rufe aus Frankfurter Kehlen und einige von uns meinten, dem Linienrichter einige Geschenke zukommen lassen zu müssen, wodurch jedes Mal wieder etwas Stimmung, bei Zweiterem in Verbindung mit einer Spielunterbrechung, aufkam.

Die Kickers dominierten das Spiel in dieser Phase, doch ließen sie uns bis zur 27. Minute auf den zweiten Torjubel warten. Saridogan setzte sich schön durch und flankte schön auf Petrys Zopf, der nutzte die Gelegenheit und sorgte für das verdiente 2:0. Tja, das war irgendwie schon die Entscheidung, traute man den jungen Adlerträgern doch hier keine Wende mehr zu!

Und so war es dann auch, die Kickers beschränkten sich nun darauf, dieses 2:0 zu halten, beanspruchten allerdings auch mal das Glück oder Cesar Thier. Die Amateure kämpften zwar, waren in ihren Mitteln jedoch sehr eingeschränkt und werden es wohl sehr schwer haben, sich in dieser Liga halten zu können. Denn nicht in jedem Spiel ist man als Frankfurter so motiviert wie gegen Kickers Offenbach!

Die Freude nach dem Sieg war groß, und nachdem man die Mannschaft gebührend abgefeiert hatte, machte man sich auf den Fußmarsch zurück zum Bahnhof. Zunächst entstand eine etwas unübersichtliche Situation, weil sich beim Verlassen des Stadions einige Rot-Schwarz gekleidete Verrückte unter das Offenbacher Volk mischen mussten. Lief irgendwie nicht so ganz geregelt ab und sorgte für Unruhe. Herby freute sich zwar wie ein kleines Kind, dass es noch nie so leicht war, den Adlern eins auszuwischen, größere Schlägereien gab’s aber keine zu sehen.

Der Marsch zum Bahnhof zog sich so dahin, man hielt Ausschau nach Unaussprechlichen und fand schließlich ein offenes Kiosk, welches eisgekühltes Lidl-Bier anpries. Während wir die Blechdosen bezahlten, liefen doch dann tatsächlich so ein paar desorientierte Personen in verbotenen Trikots an uns vorbei! Mann sind wir böse geworden! Dabei waren die gar nicht erfreut, uns über den Weg zu laufen. Wir schrien sie noch an, sie sollen ihre Scheißtrikots besser ausziehen, woraufhin einer dieser Deppen auch noch gehorchte und das hässliche Utensil seiner Freundin in die Tasche steckte! War echt ne lustige Aktion.

Tja, dann sahen wir noch, wie der immerfreundliche junge Mann aus Mainz in einer grün-weißen Nobelkarosse an uns vorbeichauffiert wurde. Da war die Freude natürlich groß! Später erzählte er, dass er keine Minute des Spiels habe sehen können, alle seien aber sehr nett zu ihm gewesen…

Alles, an was ich mich noch erinnern kann, ist dass wir dann bis Hanau mit den Adlern in einem Zug fahren durften, fein säuberlich getrennt von den nun wieder zuständigen Herren vom Bundesgrenzschutz. Der Rest fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein!

Bericht: Traser 15.8.2002

Fotos: Bertl und Ozzy