Es war einmal ein Freitag...

Kickers OffenbachHoffenheim 1:0

 

Die Bild kommt am Sonntag, der Kicker am Montag und die Onliner kommen wann sie wollen. Zumindestens was den Spielbericht betrifft. Es gibt Tage, die sollten nie vergehen. vielleicht war der letzte Freitag ein solcher, aber jetzt ist er rum, vorbei, Erinnerung. Frage: ist es ein Kindertraum seine Helden in Rotweiss nachzueifern und auchmal im Käfig rumzuhecheln? Eindeutige Antwort: ja.... und zwar in kurzen Hosen. Der Gang durch den Kabinentrakt der Gegengerade, durch den Tunnel, es ist eng, fast beklemmend, am Ende, etwas grünes, das Feld, noch ein paar Schritte ins Stadion, es öffnet sich der Käfig und du bist umgeben vom tosenden Gebrüll der zigtausend Fans... oder locker leger mit der Sporttasche auf’n Rücken bischen plaudernd schlendernd, 0:2 zu halbzeit, geht noch. Das Spiel gegen die Lev-Fans hatte etwas symbolisches: auf der einen Seite ein strackes vermutetes Durchnittsalter von 25 bis 27 oder größe 24 bis 28, mit einem internen Altersunterschied von vielleicht 10 bis 20 (also der juenxte is 18 un der aelteste is so 38 oder 28 halt), so, und diese Truppe hatte dann von oben bis unten einheitliche Trikots, sauber, well organisiert un so, uff’n Spielfeld waren die sich auch sofort einig wer eher „Linker Verteidiger halb offensiv“ oder „halblinker Verteidiger defensiv zentral“ war, und das auf allen Positionen und Standards usw... auf der anderen Seite: wir... Ja nun, was gibt’s da zu sagen, wir haben uns halt gewehrt. Und da macht man dann so seine Erfahrungen: also zum Beispiel, du rennst mit dem Ball frei auf’n Tor zu, du kannst den Anschlusstreffer erzielen, du bist schon im Strafraum, du kannst dir die Ecke locker aussuchen, der Tormann steht wie angewurzelt, optimale Bedingungen, du bist dir ganz sicher, druff un drin, gedacht, getan, daneben... ich kann euch sagen: sowas is echt ärgerlich, ganz ehrlich, man kommt sich saudoof vor. Etwas später, es steht 1:6 oder so, du hechelst am Spielfeldrand, du suchst nach Sauerstoff, dein Körper fühlt sich komisch an „ich bin schon etwas enttäuscht, 1 zu 6 ist wirklich viel“, Thomas Kalt lächelt lässig als unbeteiligter Zuschauer, ja es is entspannend vielen dank, so muss er sich fühlen wenn man ihn spät abends ob eines Nullers von der Seite angräbt, oder ähnlich, wie gesagt ist schon interessant, mal im Käfisch zu kicken.... oder nachdem du im Mittelfeld hilflos hinterhergeturnt bist, die Abwehr noch ausgespielt wird und das 1:7 fällt: Gaudi ausm Block „Wir sind Kickers und Ihr nicht“.... also aach wenns nur 12 oder 20 Kumpels sin die des sin un des rufe, un aach wenns nur spass is: Einen Böhruchteil von einer Sekunde hört sich das wirklich komisch an, als Spieler, unten. Als der Ehrentreffer fiel wars eher umgekehrt: hört sich echt geil an von da unten wenn man beteiligt is (ich durfte neben dem Torschützen stehen als er traf). Es schauten auch mal Spieler vorbei, tja... erwischt, beim Bolzen erwischt sozusagen, was willsten da noch machen??? Du bist eigentlich Fan und schaust dir immer die Spieler an, so, „Krücke“ oder „Denn hätte ja jeder mit nem Klumfuss reingehauen“ usw... das kannst du dir alles als Sprüche als Fan leisten, du hast ja bezahlt „die faule Sau“... „Kämpf für dein Trikot du Arsch“, un was man da sonst noch so als Fan von sich hören lässt. So, un jetzt stehste da uffn Feld, uffn Arbeitsplatz vom Spieler und darfste mal en bischen spiele un rumzuckele und der guggt jetzt zu. So. und dann kommt dann so en Levhalbprofihobbyfussballer, tänzelt dich aus, und rennt dir mir seinen jungen Jahren davon. Jaja... Der Freundschaftskick mit den Lev-Fans hat Spass gemacht, und als Peppi die Begegnung abpfiff, war es ein bis drei Sekunden bei allen Beteiligten ziemlich still, andächtig fast, aus, vorbei, einmal ein paar Minuten als Spieler im Käfisch, das hatte was... „un jetz’n Bier“ das war der Weckruf.

 

Bier zu holen, war an diesem Abend nicht wirklich leicht. Alle Buden waren dicht, Streit mit dem Verein... also ging nur der lange Weg unterhalb der Haupttribüne. Lange Wege rannten auch die echten rotweissenkickers. Die TV-Schirme an den Tribünen machten die taktische Aufstellung klar (wenn diese Teile flimmern mag man sich wie in der Schalker-Arena fühlen, dort wird das Spiel auch uff’n Klo übertragen) wir spielen 3-4-3, drei Spitzen, Müller, Saridogan, Petry, dahinter zwei Läufer Aussen: Schönefeld und Corrochano, und zwei Macher in der Mitte: Naciri und Dworschak, hinten räumt Barletta ab, neben ihm in der Abwehr Zitouni und Fossi und sie haben 1:0 gewonnen weil vorne Petry getroffen hat. Dazwischen gabs immer wieder Bier, und Gesang, beinahe hätte es kurz vor Schluss noch einen Dämpfer gegeben, doch die Latte rettete uns den Dreier. Bei 3.500 Zuschauer wirkt das Stadion doch recht einsam aber die Stimmung im Block war Fein, Oldies wechselten mit Evergreens und den neuesten Hits der FanGesanxSupportHitparade. Das Spiel der Roten wirkte etwas befreiter, der DreierJoker aus Neunkirchen gab scheinbar Auftrieb. Hoffenheim zeigte einige gelungene Kombinationen, wirkte manchmal sogar „etwas reifer in der Spielanlage“. Bei unseren waren aber auch ein paar Überraschungsmomente dabei, wo schnell un direkt un schnörkelos mal das Lederschen durchlief und der Spielzug auch mal en kick versetzte. Alles in allem: wieder drei Punkte, wieder kein Tor kassiert, und im 3-4-3 auch ganz gut ausgesehen, auch weil sich der Müller zum 3-5-2 ins Mifeld zurückfallen lassen konnte oder weil barletta mal dort vorstiess un es dann wie 2-5-3 aussah. Man hat gesehen warum diese Mannschaft absteigen könnte – teile der zweiten Halbzeit gekrönt durch den Lattentreffer wo es in der Of-Abwehr bischen undurchsichtig wurde – und man hat gesehen warum sie auch sehr wohl zwischen Platz 3 und 6 ne Daseinsberechtigung hätte, Phasen in der 1. Halbzeit, vor allem die ersten 15. Minuten und die Torszene im TSG Strafraum, die zum 1-0 durch Petry führte: Druck, Spielwitz und Durchsetzungsvermögen. Das Spiel ging zu Ende, ein Dreier kam dazu, wir betranken uns weiter, das war ein schöner Freitag, so einer darf wiederkommen.

 

Bis zum nexten Kick

TRO