Bericht zum Spiel
Kickers Offenbach - Sportfreunde Siegen
2:0
Nur noch 18 Punkte gegen den
Abstieg
Nach dem Saarbrücken Spiel standen
Mannschaft und Trainer einmal mehr unter
Druck, nach der finanziellen Konsolidierung erhoffte man sich noch vor der
Winterpause die sportliche Konsolidierung (siehe Vorbericht).
Und wieder hatte Berndroth den richtigen Riecher und ein paar Asse im Ärmel,
die pünktlich zum Nikolaus dem geneigten Publikum als Schmankerl präsentiert
wurden. Das Berndroth Konzept der „Kompakten Offensive“ bei gleichzeitigem
Neuaufbau wurde in letzter Zeit entweder kritisiert oder persifliert, doch
diesmal wurde deutlich, was der Trainer will und wie man damit erfolgreich Fußball
spielen kann:
Zuerst einmal übte man sich in Geduld, so
dass es zu wenig aufregenden Aktionen in der ersten Halbzeit kam und man mit 0:0
standesgemäß in die Kabine ging. Siegen war alles andere als drückend, stand
aber hinten sicher und schien ähnlich wie die Kickers agieren zu wollen, eine
Taktik, die in dieser Saison schon oft zu ärgerlichen Heimniederlagen führte.
Doch unsere Abwehr, die oft wegen Flüchtigkeitsfehlern für ein oder mehrere
Gegentore gut war, spielte sehr konzentriert und effektiv. Grund war u.a., dass der
Trainer taktisch umgestellt hatte: Zitouni (Libero) – Fossi – Barletta –
Dworschak – Kaba (Mittelfeld) hieß die Innenverteidigung, die sowohl hinten
sicher stand als auch sich am Spielaufbau beteiligte. Einen glänzenden Tag
hatte Kaba, der (vom „Druck“ als Manndecker befreit) fast alle Zweikämpfe
gewann und das Spiel von hinten heraus ankurbelte. Positiv überraschte auch
Fossi, der zum Glück nicht Libero spielte aber als Manndecker keinen Grund zum
Meckern gab.
Zur zusätzlichen Absicherung, aber auch um vorne mehr Druck zu erzeugen, wurden
die Außen doppelt besetzt durch Lorenz-Fiorentino und Corrochano-Müller. Mit
Petry als Mittelstürmer (und Thier im Tor) war die Aufstellung komplett und
endlich hatten die Kickers eine Raumaufteilung, die den Namen auch verdiente und
wenig Anlass zum Nörgeln gab. Im Gegenteil, so kann es weitergehen !
In der zweiten Halbzeit machten die Kickers
mehr Druck, erspielten sich ein leichtes Übergewicht. Ein Solo von Zitouni (!),
dem ein Siegener viel zu lange am Trikot festhält, Schuss und Innenpfosten, das
Publikum schimpft auf den Schiri, aber der entscheidet nur auf Freistoß, der
nichts einbringt. Im Gegenzug die Siegener, ebenfalls Pfosten - ausgleichende
Gerechtigkeit. Viel ließ die Offenbacher Abwehr auch nicht mehr zu.
Ebenfalls verbessert waren die Standards und so fiel nach einem Freistoß das
1:0, da Fossi einköpfte. Umgekehrt gab es nur wenige brenzlige Situationen bei
Siegener Eckbällen, wo man die Luft anhalten musste. Das war schon mal anders
und gehört jetzt hoffentlich der Vergangenheit an.
In der Schlussphase schoss der eingewechselte Knappmann noch das 2:0 und ließ
sich am Zaun feiern und später kultmäßig die Glatze küssen.
Das war dann der zweite Heimsieg
in der Rückrunde, eine makellose Bilanz bisher, die die Zuschauer rechtzeitig
zu Weihnachten wieder versöhnte. Nur noch 18 Punkte gegen den Abstieg in 16
Spielen, das müsste zu schaffen sein. Noch das Spiel gegen Neunkirchen und in
der Winterpause die Mannschaft körperlich wieder auf Vordermann gebracht, dann muss
einem nicht bange werden. Mit der kompakten Offensive, die hoffentlich
durch Dexter Langen verstärkt wird, wird es viele Heimsiege in der Rückrunde
geben.
Ich glaube weiterhin an den Trainer, die Jugendarbeit und die schrittweise
Entschuldung des Vereins. Mit Müller und Langen in der Offensive, Kaba als
Mittelfeldmotor sowie Fiorentino, Knappmann, Naciri, Fossi, Brighache und all
den anderen hat man ein solides Fundament, auf dem die Kickers aufbauen können.
Von daher hoffe ich auf eine Vertragsverlängerung mit Berndroth nach der
Winterpause. Dass die zweiten Mannschaft und die A-Jugend auch noch gewannen,
rundete den positiven Gesamteindruck ab.
Und die Fans ? Die waren wieder richtig gut
drauf trotz der Kälte. Analysten von „Börse-Online“ würden jetzt von
Gesundschrumpfen sprechen. In der Tat, es ist schon ein Unterschied, ob 4.000
Gute hinter der Mannschaft stehen oder 8.000 Erlebnisorientierte, die darauf
warten, dass entweder Mannschaft oder Fans zur Unterhaltung beitragen. In der
ersten Halbzeit wurde wieder die Offenbacher Variante von „Rivers of
Babylon“ gesungen, die das Zeug zum Kultlied hat. Nach dem Spiel gab es La Ola,
Abklatschen am Zaun, Berndroth Rufe und alle hatten sich wieder lieb.
Der Online Fan Club war zahlreich vertreten und mit Tabischer hatte ich einen
nostalgischen Meinungsaustausch über die Bierakademie, in der wie beim OFC die
Zeit manchmal stehen bleibt. Deshalb gilt:
Reality is different und in Offenbach sowieso.
Jiankuan
Bericht: Jiankuan
Fotos:Ozzy