Bericht zum Spiel
SV Wehen – Kickers Offenbach 1:1
0:1 Dworschak, 57. Minute
1:1 da Silva, 61. Minute
Zuschauer 2.600.
Das war
nun schon der dritte Auftritt unserer Farben in Wehen 2002. 2x Runde, einmal
Pokal. Für die meisten OFC-Nasen ist der Besuch des Halbergs eine Art Selbstgeißelung
und nie hört man öfter den Seufzer im Jahr, endlich
aus dieser Scheiß-Liga rauszuwollen. Wobei ich auch andere Stimmen kenne (ca.
0,3%), für die der Trip in den Wald schon Kultstatus hat. Sei’s drum ...
Die Zeitungen der beschaulichen Landeshauptstadt hatten wie eigentlich immer
schon im Vorfeld auf die massiven „Streitkräfte“ und die Anwendung des
Notstandrechts hingewiesen. Wobei man doch verwundert feststellen musste, dass
da seit Jahren eigentlich gar kein Anlass für Sondermaßnahmen bestanden hat.
Und tatsächlich: diesmal ging’s im Gegensatz zu früheren Zeiten relativ
menschenwürdig ab. Die „Genfer Konvention“ wurde weitgehend beachtet. Der
Nachwuchs Baujahr maximal 1992 durfte sogar ungestraft hinter der Trainerbank
mit Wunderkerzen zündeln, was einen kaum älteren Ultra vor Glück fast um den
Verstand brachte.
Die härteste Provokation weit unterhalb der Gürtellinie erlaubten sich
allerdings die Wehener, als sie die Unsrigen zwangen eine heimische E-Jugend in
den schwarz-roten Farben der Unaussprechlichen aufs Spielfeld zu führen. Der prüfungsgestresste
Gallus-Mob tobte mit blutunterlaufenen Augen und das Spiel stand schon vor
Beginn wegen dieses Eklats am Rande des Abbruchs.
Man munkelte geheimnisvoll etwas von „Fanprotesten“ im Wehener Block nach
Offenbacher Vorbild. Bis einer darauf hinwies, dass da immer so wenig stehen.
Ach so!
Beide Mannschaften fett durchsetzt von Ehemaligen der anderen Seite: Zitouni,
Naciri und Saridogan erklärten den Kollegen die Flora und Fauna der
angrenzenden Bergwelt, Dolzer hatte sich händeringend einen Virus eingefangen,
um nicht gegen „seinen“ Verein spielen zu müssen und Simon drängte es
schon beim Warmlaufen magisch in die Offenbacher Hälfte. Insider wissen zu
berichten, er habe sich eine Träne aus dem Auge gewischt.
Die Stimmung im Offenbacher Block entspannt, als wohne man einem Kerbe-Umzug
bei. Die Ultras hatten Ihre Fahrräder geschmückt und ließen die Kerwemutter
hochleben ...
Wie eigentlich immer suchten die verletzten Spieler – heute die Herren
Schindler und Becht – die Nähe der Onliner im Fanblock, um vielleicht mal
eine freundliche Erwähnung in den Berichten zu erhaschen und ganz allgemein von
unserem Fußball-Fachverstand zu profitieren.
Kollektives Stöhnen bei der Bekanntgabe des Schiris: ein einschlägig bekannter
Pfeifenmann namens Wagner aus Hofheim. Allerdings: im Nachhinein wird man ihm
eine gute Leitung des Spiels attestieren dürfen.
Der OFC erspielte sich über 60 Minuten mit kombinationssicherem Ballgeschiebe
eine spielerische Überlegenheit,
um nach dem Ausgleich 30 Minuten ziemlich unter Druck zu stehen und im Endeffekt
mit dem Ergebnis nach Auswertung der Großchancen zufrieden sein zu müssen.
Petry machte mal wieder ein sagen wir mal unterdurchschnittliches Spiel. Sehr
positiv zu erwähnen, dass er nach seiner Auswechslung trotzdem mit Beifall
verabschiedet wurde. Eine nette Geste vom großmütigen Offenbacher Anhang und
mal sehen –vielleicht zahlt es der Langhaarige ja dann doch irgendwann mal mit
Toren zurück.
Im Vereinsheim haben wir dann noch mit Samir Naciri gequakt. In einem
Spontan-Vote krönte er Peppi zu seinem Lieblings-Onliner und hat ihm eine persönliche
Botschaft auf einen Zettel geschmiert. Übergabe demnächst "under the
oak-tree". Dem beistehenden Thomas Kalt ist daraufhin der Kamm geschwollen
und der Vize röchelte, Samir werde nie mehr ein Spiel für den OFC bestreiten,
solange er noch irgendwas im Verein zu sagen hätte. Dann ist er
zusammengebrochen. Komisch! Kann mir das einer erklären?
Persönliches Fazit: zu wenig, um glücklich zu sein, zu viel, um sich richtig
zu ärgern. Ein eher laues Spiel bei nasskaltem Wetter, das leider keinen
dauerhaften Eindruck hinterlassen wird. Mund abwischen und weiter ...
Bericht: Cyber Picco
Fotos: Ozzy, Tara und der Engel