Bericht
zum Spiel
Kickers Offenbach -
VFR Aalen 1:1 (1:0)
Es ist bereits die sechste Minute der Nachspielzeit angebrochen, es ist ein
schier unglaublicher Kampf, der sich da auf dem Bieberer Berg abspielt. Beide
Teams vergaben bereits todsicherste Möglichkeiten zum mittlerweile für beide
Seiten verdienten Sieg. Das Spiel geht hin und her, die Spannung knistert nur so
und das Publikum erwartet gespannt die Entscheidung. Da, ja jetzt könnte es
soweit sein, die weisse Kugel liegt zwar nicht gerade günstig und der Spieler,
der nun zum Ball geht, ist zwar konditionell nicht mehr im besten Zustand, aber
man sieht ihm an, er wird sich ein Herz nehmen! Entschlossen schnappt er sich
volltrunken das Kö, spielt die weisse Kugel mit Karacho an die vor ihm liegende
Bande, trifft von hinten die schwarze Acht und katapultiert diese per
Gewaltstoss ins gegenüberliegende Loch! Das ist der Sieg! Der erste Dreier im
neuen Jahr ist unter Dach und Fach! Zuschauer, die unter lautem Getöse den Käfig
entern, fallen dem Helden ebenso wie dessen Mitspieler Akki freudetrunken um den
Hals. Es ist endlich vollbracht: Der erste Sieg in 2004! Wie gerne würde ich
eine solche Szene mal wieder über die Kickers schreiben...
Während Manager Lamm bereits Stunden vor dem Spiel ein mit Werbetransparent
bestücktes Propellerflugzeug über dem Bieberer Berg kreisen liess, vermarktete
der OnlineFanClub wie gewöhnlich seinen VorSpieltag. Die Herrschaften von der
THL-Leitung reichten nicht nur kühle Getränke, nein sie deckten auch den ersten
handfesten Skandal in der Geschichte des gepflegten Tippsports auf. Dazu gab es
eine Autogrammstunde mit dem Meister der letzten Tippsaison, dem allerdings
gegen Ende dann doch die Autogrammkarten ausgingen. Ja, die Eiche ist
mittlerweile fester Bestandteil der Fanszenerie rund um den Bieberer Berg
geworden, Fans jeglicher Coleur geben sich Heimspiel für Heimspiel ein
Stelldichein bei guter Stimmung.
Nicht ganz so gut war die Stimmung dann bei Spielbeginn im Stadion, das erste
Abtasten der beiden Kontrahenten fand praktisch ohne jede Gefühlregung seitens
des Publikums statt. Erst als ca. in der 10. Spielminute das "Freie Bürger?-Nein
Fussballfans!"-Transparent auf dem Zaun vor der Gegengeraden ausgerollt wurde
und unser übereifriger Sicherheitsdienst dieses postwendend wieder am abreissen
war, erhitzten sich erstmals die Gemüter! Sofort ging es hinunter auf den Zaun
zwecks Verteidigung des Transparents, die Ordner durften sich übelste
Schimpfwörter und Drohungen an den Kopf werfen lassen und waren zuletzt
sichtlich froh, dass sich zwischen ihnen und den aufgebrachten Fans noch der
Zaun befand. Abschliessend sei zu dieser Aktion noch zu vermerken, dass diese
cortisongeschwängerten Hohlroller in blauer Uniform nicht über einen
klitzekleinen Rest an Fingerspitzengefühl verfügen!
Um die 30. Minute herum riss dann der Aalener Hüter unseren Suat Türker um,
Elfmeter war für mich keine Frage, nur welche Farbe der schwarze Mann aus seiner
Tasche zücken würde. Natürlich war es nur gelb. Angelo Barletta jedenfalls war
die Ruhe selbst und verwandelte gewohnt sicher. Mittlerweile war auch die
Stimmung im Stadion besser und das OH-Eff-Ceehee wogte zwischen Orion- und
Waldemar-Kleintribüne hin und her, dass es einem die Tränen in die Augen
drückte. Da war er wieder, der ganz normale Kickerswahnsinn!
Nach einer feuchtfröhlichen Halbzeit in der Stadiongaststätte versuchte der OFC
dann nicht wie erwartet dieses 1:0 zu verwalten, sondern drückte mit aller Macht
auf den entscheidenden Treffer. Ja, der OFC bestimmte die Marschrichtung und
agierte, während der Gegner ziemlich tief stand und nur reagieren konnte. Die
Kickers spielten sich vereinzelte Chancen heraus, doch konnte diese einfach
nicht nutzen. Nachdem so gut 20 Minuten der zweiten Halbzeit vorüber waren, kam
es dann, wie es kommen musste, erst ein Warnschuss unserer Gäste, da ging der
Ball noch um Haaresbreite an unserem Kasten vorbei. Und Minuten später war es
dann so weit: Vom eingewechselten Mayer perfekt eingeleitet schob Rogosic den
Ball unhaltbar für den guten Cesar Thier ein! Scheisse!
Wütende Angriffe nun auf das Tor der Aalener, die OFC-Fans peitschen ihre
Mannschaft noch Mal nach vorne. Und da ist sie die Chance: Policella bekommt
völlig freistehend ca. 15 Meter vor dem Tor den Ball in den Lauf gespielt, er
nimmt die Kugel mit und kann den ihm entgegeneilenden Torwart Linse eigentlich
noch gemütlich die Frage stellen, wo er den Ball den hinhaben möchte,
stattdessen nimmt er das Leder vollspann und drischt den Ball weit über die
Latte! Ja mein Gott wenn wir schon solche Möglichkeiten nicht mehr zum Torerfolg
nutzen können, dann finden wir uns in drei Monaten tatsächlich noch in der
Oberliga wieder...
Beim gemütlichen Teil des Abends liessen wir ein weiteres enttäuschendes
Ergebnis bei Alkohol und Billiard ausklingen. Trotz allem: Schee wars!
Traser 5.04.2004