Bericht zum Spiel
SC Feucht - Kickers Offenbach 0:3

Die Fahrtrichtung wurde vorgegeben, ab nach Feucht, Drei Punkte einfahren und dann Zack nach Hause. So weit so gut, allerdings lag zwischen diesen 10 Stunden einer der unvergesslichsten Auswärtsfahrten der letzten Jahre. Es begann alles am Vorabend als ich mich nach der Verpflegung im 30er-Fanbus erkundigte und mit Ernüchterung berichtet bekam es gibt außer Flüssigem nichts zu schlucken. Ok, damit kann man leben wenn man sich dementsprechend vorbereitet und so viel die Wahl bei meinem Frühstück auf eine herzhafte Kost zwischen Leberwurst- und Salamibrötchen. Schnell noch die gut gekühlten Kisten Bier ins Auto und ab an die Wendeschleife wo ungeduldige Auswärtsfahrer bereits warteten. Mit zehnminütiger Verspätung setzte sich unser Bus in Bewegung und man versicherte mir, daß sich die Platzlücken noch füllen würden da ein kurzer Stop an der Anschlußstelle Haibach eingeplant war, zwecks Aufnahme des harten Kerns vom Fanclub Druff und Dewitt. Außerdem noch an Bord die Jungs vom Fanclub Comeback sowie einige notorische Auswärtsfahrer der hiesigen Fanszene. Mit ordentlich Schwung fuhr das schon etwas ältere Vehikel einen beachtlichen Stil, dem Busfahrer wurde wohl gesteckt daß wir einen Mitfahrer an Bord hatten, der mitunter schon mal ins Lenkrad greift um Fahrfehler zu korrigieren. Wie immer bei Auswärtsfahrten in Richtung Bayern verließ man dann nach 24 Fahrkilometern das hessische Staatsgebiet und überquerte die Grenze unbeschadet, ein paar Heiterkeitsschoppen halfen hier schon ein wenig mit. Apropos Grenze, dieses Thema sollte noch später für tumultartige Szenen im Bus sorgen. Also ging es an der Ausfahrt Hösbach raus, die Druff und Dewitter wurden eingeladen, mit Ihnen ein paar Flaschen Schnaps, die unterwegs per Handy geordert wurden. Ja, einige mögen es halt besonders hart und sind auf Softdrinks wie Bier und Radler nicht besonders gut zu sprechen. Dabei hätten sich diese Kameraden doch so gut an Jäger-O laben können, das berühmte Faß mit dieser köstlichen Leckerei war selbstverständlich wie bei jeder Onlinerfahrt dabei. Weiter ging es in Richtung Spessart und ein paar Runden Likör passierten den Bus, es galt einen Geburtstag zu begiessen und da möchte man ja nicht den Spielverderber markieren. So leerten sich die Kisten Zug um Zug und als unter lauten Applaus die Musikkassette entsorgt wurde sorgte ein energischer Ton aus Richtung Busklosett für Verwirrung. "Gänsefleisch mal die Bässe zeischen", eine längst vergessene Rarität aus DDR-Zeiten, eine fesche Dame der Volkspolizei bezog im Busgang Stellung und sorgte für absolute Verwirrung. Waren wir in der Zeit zurückgereist und befanden uns auf dem Weg zum Spiel Lok Leipzig gegen FC Karl-Marx Stadt oder vernebelte und so manches Bengalo die Sinne. Nein es war die Reinkarnation der Comedy die für einen Lacher nach dem anderen sorgte, ein Onliner als Volkspolizistin verkleidet machte fortan den Bus unsicher. Sensationell, die Stimmung stieg, die Musik legte einen Zahn zu und die Kehlen kamen mit dem Schlucken gar nicht mehr nach. Spätestens hinter Geiselwind war jedem klar daß die Fahrt nach Feucht absolut feucht enden würde, da halfen keine guten Vorsätze mehr und auch keine Erinnerung an den letzten Brummschädel, das wollte nun jeder in vollen Zügen geniessen. Gut betankt wurde das Stadion erreicht und die Busbesatzung nahm sofort im Vereinsheim Platz. Die mit Kickersfans ordentlich gefüllte Kneipe machte einfach Spaß, eine ordentliche Stimmung unter Fans hüben wie drüben und eine Atmosphäre wie wir sie uns bei so manchen Auswärtsspiel wünschen. Da können sich zum Beispiel die Elversberger bei unserem nächsten Auswärtsspiel mehr als nur eine Scheibe abschneiden, in Sachen Gastfreundschaft erlebte ich die Feuchter Bundesligareif. Gut gestärkt von Bier und Speisen wollte man nun die Kasse in Angriff nehmen, da mischte sich unser Vize Thomas Kalt unter die Menge und verteilte einige Freibilletts unter das Volk. Klasse, Haupttribüne wollte ich in der Fremde schon immer mal sitzen, nun ergab sich die Gelegenheit und das auch noch zum Nulltarif. So ging es gut angedüdelt ins Stadion, vorbei am Hundekäfig in welchem die restlichen Kickersfans eingesperrt wurden und ab auf unsere überdachten Plätze, genau über unserer Wechselbank und unterhalb den Blicken unseres Managers Lamm. Trotz eisiger Kälte brannte man ein Feuerwerk an Liedern ab, naja eigentlich kann ich mich nur noch an das seit Elversberg bekannte Wechsel-OFC erinnern aber der Support muß hervorragend gewesen sein, denn meine Stimme krächts nach zwei Tagen Pause immer noch. Das Spiel selbst war einfach zu grausam um sich in den ersten 60 Minuten an einige entscheidende Szenen zu erinnern, aber das Fachsimpeln mit Ordnungskräften, Einheimischen und der hiesigen Polizei rund um die Tribüne machte schon Spaß. Leckerer Leberkäs und deftige Bratwurst frisch aus der Küche von netten Damen serviert, wurde zwischenzeitlich durch den Zaun in den Kickerskäfig serviert und ehe man sich versah wurde zur Halbzeit abgepfiffen. Feucht hatte mehr vom Spiel, dem OFC schien noch das 2:2 vom Dienstag in den Knochen zu stecken, da kam diese Pause wie gerufen. Für die Fans von der Tribüne bedeutete es erneut in die Wirtschaft zu marschieren um den Flüssigkeitspegel auf einem anständigen bayrischen Niveau zu halten. Olala, wie beim Dummbabbeln die Zeit vergeht, wir kamen mit einiger Verspätung zurück an den Ort des Geschehens, gerade noch rechtzeitig um der Gelb-Roten Karte für den Feuchter Paul beizuwohnen. Überzahl für die Kickers und fragende Blicke im weiten Rund. Konnte der OFC aus der numerischen Überlegenheit etwas herausschlagen ? Gab der Platzverweis den Feuchtern noch mehr Motivation ? Oder waren beide Seiten mit diesem Ergebnis zufrieden und machten einen auf gemütlichen Ausklang. Pustekuchen, denn der OFC roch Lunte und startete etwas vollkommen Neues in dieser Saison. In den letzten 25 Minuten dieser Partie wurde Fußball Marke "Eiskalt" zelebriert, das 1:0 für die Kickers durch Angelo Barletta nach einem Freistoß per Kopf läutete den Offenbacher Sieg ein, der von den Fans frenetisch herbeigerufen wurde. Feucht mittlerweile angeschlagen wollte noch mit aller Gewalt das Ding umbiegen, da gelang unserem Suat auf Vorlage von Müller das 2:0 mit einem trockenen Schuß in den Kasten vom 16er aus, ein gelungener Konter und irgendwie die Vorentscheidung zu Gunsten der Kickers. Die Fans in Rot-Weiß waren nicht mehr zu bremsen und auch die Ersatzspieler fieberten dem Abpfiff entgegen. Nein, hier hatte keiner der etwa 300 Mitgereisten das Gefühl hier könnte noch etwas schiefgehen. Zu sicher agierte der OFC in der Schlußphase, zu K.O. waren die Spieler aus dem Nürnberger Land. Den Schlußpunkt in einem grausamen Spiel aus Feuchter Sicht setzte dann unser Bruno Akrapovic, indem er wenige Sekunden vor Abpfiff mit einer strammen Socke Torhüter Keller keine Chance ließ und das Ding unhaltbar zum 3:0 Auswärtssieg einnetzte. Siegestaumel in den Reihen des OFC und die Welle in Richtung Kickersblock wurde gestartet. "Wir sind nicht Feucht wir sind nicht Naß, wir sind die Fans aus Offenbach", ein neuer Text eingebettet in einer vertrauten Melodie, stimmungstechnisch setzten die Kickersfans ein schönes Glanzlicht an diesem Tag. Ein absolut herrliches Gefühl wie man es lange nicht mehr hatte und so beschloß man ein letztes Mal die Gastfreundlichkeit der Feuchter in Form eines Umtrunkes in Anspruch zu nehmen und begab sich erneut in die mittlerweile vertraute Stadiongaststätte. Als sich die Kneipe etwa gegen 17:30 leerte führ unser Bus in Richtung Heimat um durch ausgelassene Fans ein paar weitere Male strapaziert zu werden. Eine Polonaise nach der anderen jagte die Laune in die Höhe, Karneval im Bus bei Vollgas auf der Autobahn und bereichert um einen zusätzlichen Gast, der auf Verdacht hin den Bus wechselte um Teil dieser Party zu werden. Jeder fühlte sich irgendwie wie ein König und trotz 2 1/2 Stunden Rückfahrt verging die Zeit wie im Fluge. Bei Dunkelheit erreichte man die Wendeschleife am Bieberer Berg, immer noch völlig ausgelassen und der harte Kern wollte noch eine Stimmungsverlängerung in der Kickerskneipe erzwingen. Marsch, Marsch in Richtung Zapfhahn und weiterfeiern bis das die Säckel leer sind. Bei mir ging wie so bei manch anderen am Ende gar nichts mehr, ein Danke noch mal an Waldi der mich behutsam nach Hause fuhr, einige Autos darunter auch meines wurden der Vernunft halber an der Wendeschleife stehen gelassen. So ging ein toller Tag mit vielen schönen Überraschungen zu Ende, die ganz klar aufzeigten was an den Kickers so einzigartig ist, nämlich der Spaß und die Stimmung bei den Fans, die in dieser Form schier einmalig ist. Sollte die Mannschaft noch einen Zahn zulegen und oben mitspielen, dann wird mit Sicherheit öfters gefeiert werden und so mancher Bus einem Tanzlokal gleichen. Wie sind nicht Feucht, wir sind nicht Naß wir sind die Fans aus Offenbach, wir machen viele Späße und tanzen Polonaise. Bis zum nächsten Kick.                               

- Euer Bertl aus de Kurv -

Bilder:  Ozzy

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