Auswärtsbericht    1.FC Saarbrücken - OFC Kickers

Abfahrt Kaiserlei, gegen 12:10. Ich bekomme stets das Kotzen, wenn ich daran denke daß die meisten Auswärtsspiele immer Samstags stattfinden, denn das ist eigentlich mein Einkaufstag, Familientag und in dem von mir teuer bezahlten Premiereabo läuft zu dieser Zeit Bundesliga live. Aber in der seit fast vier Jahren anhaltenden Durststrecke habe ich mich an solch üble Termine gewöhnt, Auswärtsspiele der Kickers werden mit Vorliebe auf den Samstag terminiert und auch Saarbrücken bildete hier keine Ausnahme. Ursprünglich für den Freitag angesetzt kam die Verschiebung erwartungsgemäß im Vorfeld, naja damit mußte man rechnen, zählen die Fangruppen der Saarbrücker und Offenbacher beim DFB doch zu den gefährdeten Kategorien. Nach einer Beschwerdefreien Fahrt, die Gouden und Comebacker wurden noch vor Neunkirchen überholt, erreichten wir den Ludwigspark ca. 50 Minuten vor Anpfiff, Zeit genug um noch einen Schoppen zu sich zu nehmen und die Würste zu testen. Zählten diese in den vergangenen Spielzeiten eher zu den schlechtesten der Liga, erwartete uns eine angenehme Überraschung. Alkoholhaltiges Pils aus Steinieflaschen, leckere Brat und Rindswurst vom Grill sowie frische Brötchen zu sehr günstigen Preisen wurden feilgeboten. Pervers, denn ich hatte mich schon im Vorfeld auf eine Sadowurst und Kopfschmerzpils eingestellt und dementsprechend hatte ich einen Notschoppen sowie diverse Notrationen im Kofferraum deponiert, welche nun erst einmal unangetastet blieben. Das Pils die Kehle heruntergurgelnd und den frischen Bratwurstduft in der Nase betrachteten wir somit bei herrlichen Wetter das Treiben rund um den Gästeblock und sichteten friedliche Bahnfahrer am Straßenrand und weitere bereits eingetroffene OFC-Fans die obwohl der frühen Anstoßzeit die gleiche Idee hatten wie wir, nämlich noch etwas zur Brust zu nehmen und die Fußballatmosphäre im Umfeld einzuatmen. Diese Idylle wurde nur ab und an von in Grün gekleideten Herren unterbrochen, welche meinten freundliche Fußballnasen zu schikanieren, so wurde zum Beispiel ein scheinbar unbescholtener Kickersfan abgeführt, die Hände natürlich auf den Rücken gebunden und recht unsanft vom Kickerstross wegbewegt. Es lag wohl am unzureichenden Wissensstand einzelner Ordnungshüter, die nicht wußten, daß auch Freundschaften zwischen Ostfranzosen und Hessen bestehen und hier eine gepflegte Kommunikation entstehen kann. Aber Schwamm drüber, bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon Schlimmeres in der Regio Süd erlebt und so freuten wir uns alle auf das bevorstehende Spiel und nahmen unsere Plätze im Kickersblock ein. So an die 200 Auswärtsfans sind es nur gewesen, die Resultate der vergangenen 4 Partien waren wohl Ursache für diesen dünnen Besuch, dennoch passte die Stimmung und ein gewisser Optimismus keimte unter uns Fans auf. Die Mannschaft lief den traditionellen Rot-Weißen Trikots ein und Trainer Boysen änderte im Vergleich zur Vorwoche einiges an der Startaufstellung. So kam Petry erwartungsgemäß von Anfang an, neben ihm stürmte Suat Türker, Mahr wurde auch von Anfang an aufgestellt und dafür durfte Naciri eine Pause einlegen. Das Spielsystem war auf 4-4-2 ausgelegt und so startete man pünktlich um 14:30 in dieses Match. Der OFC spielte von Anfang an recht diszipliniert, ließ Saarbrücken kaum Platz zur Entfaltung, die Räume wurden dicht gemacht und der Einsatz eines jeden einzelnen war mehr als in Ordnung. Das oft vermißte Zweikampfverhalten war sehr ausgeprägt, Beispiel Bruno Akrapovic, er stand aus meiner Sicht bereits nach 35 Minuten vor einer Gelb-Roten Karte und dieses nicht wegen Meckern. Nach etwa 30-35 Minuten nahmen die Schwarz-Blauen dann das Heft in die Hand und forderten die Hintermannschaft des OFC und besonders unseren Torhüter Takidis mehrmals. Ich sah im Gegensatz zu vielen anderen einige Schwächen bei unserem Keeper, besonders bei hohen Bällen von den Seiten, aber wenn man bedenkt daß er in der vergangenen Saison noch gegen Oberrad und Co. kickte, machte er seine Sache eigentlich ganz ordentlich. Mittlerweile gab es auch eine Showeinlage auf den Sitzplätzen, eine kleine Keilerei zwischen Rot-Weiß und Blau-Schwarz endete mit einem Veilchen für die Heimmannschaft und einer Aufstockung der stehenden Kickersfans um zwei Personen. Nach einigen heiklen Situationen wurde dann zur Halbzeit gepfiffen und von uns der übliche Weg zum Pissoir eingeschlagen. Hier war sie endlich die Tradition, denn die in Saarbrücken anzutreffenden Pissrinnen im Männer-WC gibt es sonst noch kaum in Deutschland, nur Offenbach und Wuppertal können auch damit aufwarten. Doch weiter zum Spiel, der Gastgeber erhöhte nach dem Seitenwechsel den Druck und nach einem unnötigen Freistoß in der 64.Minute läßt sich die komplette Hintermannschaft der Kickers äffen, ein Bauerntrick von Hagner der den Ball etwa zwei Meter nach rechts passt, landet genau auf dem Schlappen von Thiebaut und der zieht aus 20 Metern ab, rechts unten in den Kasten von Takidis. Scheisse. Erneut ein Rückstand und das ausgerechnet beim Aufstiegsaspiranten, 0:1 aus Offenbacher Sicht und noch gute 25 Minuten zu spielen. Aber als wäre bei Saarbrücken ein Schalter umgelegt worden, legten nun die Hausherren den Rückwärtsgang ein, Offenbach konnte nach vorne spielen und seinerseits Druck ausüben. Es dauerte keine 5 Minuten da kam ein hoher Ball auf unser Haarschwänzchen Petry, 12 Meter vor dem Tor, halbrechts, Birne hingehalten und die Kugel senkt sich zum 1:1 in die Maschen. Mensch war die Freude riesengroß, man hörte nur noch Kickerskehlen im weiten Rund des Ludwigspark und die Heimfans fingen an Ihre Mannschaft auszupfeifen. Zwar gab es noch einige brenzlige Situationen hüben wie drüben aber der Schiri pfiff pünktlich nach 92 Minuten ab und der OFC konnte einen nicht unverdienten Punkt mit nach Hause nehmen. Es folgte das Abklatschen am Zaun, ein gegenseitiges Bedanken bei Fans und Spielern und dann der geschlossene Weg zurück nach Hause. Für einige OFC-Fans sollte es noch ein unangenehmes Nachspiel geben, doch davon bekamen wir nichts mehr mit, wir befanden uns bereits auf dem Weg in Richtung Hessenland mit einem Zwischenstop auf einem kleinen Rastplatz in der Pfalz. Und wißt Ihr was wir dort leerten ? Richtig, die Notrationen in Form von flüssiger Nahrung, lecker und bekömmlich zugleich. Das macht Appetit auf den nächsten Erfolg des OFC, denn als einen solchen werte ich das Spiel im Saarland und als einen gelungenen Neuanfang unter unserem Trainer Hans-Jürgen Boysen. Einen schönen Tag noch.

Bericht: De Bertl aus de Kurv