Spielbericht zum DFB-Pokalspiel

Kickers Offenbach - LR Ahlen 1:2

 

Was wurden sich in dieser Woche die Köpfe heiss diskutiert, beherrschendes Thema war aber nicht das DFB-Pokalspiel an sich. Der Topzuschlag für die Sitztribünen war es, der die Gemüter erregte! Darf man so etwas? Der Verein in Person von Vizepräsident Kalt verteidigte sich und als das erste Verständnis aufkam, schlug Günther Nicklas von der BILD noch mal zu und setzte mit dem Zustand der Sitzschalen auf der Oriontribüne noch mal Einen obendrauf. So bekam ich von meinen Jungs vom Onlinefanclub für das Ahlenspiel den Auftrag, in dieser Geschichte doch mal knallhart zu recherchieren, ob da wirklich was dran ist. Und was kann ich berichten? Im Umfeld von Block 2, Reihe 17, Platz 7 der Oriontribüne waren die Sitzschalen einfach pikobello sauber, Glanz spiegelte sich von der gleißenden Abendsonne! Klar, weiter unten, da wo die Einflüsse des Wettergottes eine grössere Rolle spielen, sind einige Schalen, die allerdings auch wohl nur seltenst genutzt werden, etwas mit Staub überzogen. Aber der von Nicklas beschriebene Zustand kann getrost in den Bereich der Märchen und Fabeln verschoben werden, wie ich auch anhand eines Beweisfotos belegen kann! Bleibt noch, einen Appell Richtung Nicklas und BILD folgen zu lassen, doch langsam mal etwas Realismus, Wahrheit und vor allem Sachlichkeit in die Berichterstattung einfließen zu lassen...

 

Jawoll, richtig gelesen, einer der größten Kritiker des Topzuschlags saß gestern auf der Orion! Warum? Zum einen war es der journalistische Auftrag, der mich zum Sitzen zog, zum Anderen ein leichter Anflug von Dekadenz. Wenn sich nun alle Richtung Stehplätze bewegen, muß ja noch Einer zum Verein stehen und sein hartverdientes Geld für seine zweite Liebe auf den Kopf hauen! Ausserdem gönnt man sich ja sonst nichts. Auch hat so ein Platz auf der Orion den Vorteil, daß man mal herrlich die Raumaufteilung der beiden Mannschaften beobachten und beurteilen kann, man sieht einfach Sachen, die man auf den beiden geraden Tribünen nicht sieht.

 

Vor Spielbeginn dann etwas Rauch aus Block 2 und ein Transparent, welches einen etwas faden Beigeschmack bei mir hervorbrachte. "LR Ahlen will keiiiiine Sau sehn" stand da in roten Lettern auf weißem Grund, was selbst, wenn man den Spruch im Zusammenhang mit dem angesprochenen Topzuschlag sieht, kein großes Verständnis bei mir abrufen kann. Zu groß finde ich einfach die Provokation des Gegners, der da mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ein gesundes Maß an Motivation draus gezogen hat! Den Herren Kalt und Lamm hätte man auch auf andere Weise klar machen können, was man von Topzuschlägen in Spielen gegen No-Name-Teams hält! Spärlich besetzt leider nur der riesige "Red District" auf Alcatraz. An dieser Stelle mal ein Lob an die Fans eines SV Wehen, die ich nach Ansicht des Gästeblocks gestern nachträglich mit dem Attribut Zweitligareif betiteln möchte. Deren Auswärtssupport reicht nämlich allemal an den von Ahlen heran!

 

Der Trainer der Kickers hatte endlich mal die Möglichkeit aufgrund der fehlenden DFB-Bestimmungen seine Mannschaft nicht nach dem Alter aufzustellen, was sich in der Aufstellung auch niederschlug: Für das junge laufstarke Duo Müller/Mahr liefen auf der rechten Seite die erfahreneren Weißenfeldt/Sieger auf, während auf links defensiv der genesene Pinske wieder zum Zug kam. Von Beginn an hatte die Offenbacher Verteidigung Probleme mit den variablen Angreifern des LR Ahlen. Vor allem Zimmermann hat immer wieder dann schlecht ausgesehen, wenn Svitlica und Bamba im Spiel nach vorne ihre Wege kreuzten. Mit fortlaufender Spieldauer taten die beiden das immer öfter, da sie diese Schwäche wohl relativ früh bemerkten. In dieser Phase war es immer wieder Weissenfeldt, der nochmal einen Fuß dazwischenbrachte und mit seinem engagierten Defensivspiel hinten noch für Ruhe sorgte. Trotzdem ein anständiges Spiel unseres OFC, der vor allem dann immer wieder gefährlich wurde, wenn er direkt und über die Außen spielte und dann sofort auch die Flanke kam. Nach einer Viertelstunde bereits dann die Führung für die Kickers: Sascha Ciric, der zum besten Mann auf dem Platz avancieren sollte netzte das Spielgerät unhaltbar für den Ahlener Keeper Meier im Tor ein!

 

Offenbach gestaltete das Spiel nun etwas offensiver, wohl auch in der Erkenntnis, dass es defensiv nicht allzugut lief. Immer wieder gefährliche Situationen durch Rückgaben auf Thier oder Ballverluste von z.B. Sieger. Doch Happe und Weissenfeld stopften lange Zeit alle Löcher, während Pinske hauptsächlich offensiv in Erscheinung trat. Wobei mir Weißenfeld wirklich noch am besten gefiel. Mit Dauer des Spiels bekam er auch genügend Selbstvertrauen, mal die eigene Hälte zu verlassen. In der 37. Minute wendete sich dann das Blatt: Ein Ball kommt in den Offenbacher Strafraum, Svitlica zerrt Weißenfeldt an dessen Trikot und fädelt sich ein. Ein Pfiff, der schwache Schiri Dingert nestelt nervös an seiner Tasche und zeigt Weißenfeldt völlig zu Unrecht Gelb und gibt Elfmeter für Ahlen! Wütende Anti-DFB-Sprechchöre aus Block Zwo! Zurecht! Im zweiten Versuch verwandelt Svitlica zum 1:1.

 

Im nächsten Spielzug der Kickers leistete sich Weißenfeldt dann noch ein dummes Offensivfoul und stand von nun an permanent vor einem Platzverweis. Schade nur, daß dies Trainer Boysen nicht erkennen wollte. Nun zeigte sich immer mehr die individuelle Klasse der Ahlener Routiniers wie Sopic oder Jugovic, die nun begannen, das Heft in die Hand zu nehmen und dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Mit einer Übersicht, die man einem Akrapovic z.B. einfach absprechen musste. Bruno lief viel, aber meistens nur neben- oder hinterher. Seine grosse Stärke, die Balleroberung, kam so überhaupt nicht zum Tragen. Kurz vor der Halbzeit setzte sich die größere Erfahrung des LR Ahlen dann nochmals durch. Mit einem herrlichen Flugkopfball setzte Svitlica nochmal ein Ausrufezeichen, bevor es zum Pausentee ging. 2:1 für den Favoriten zu einem psychologisch natürlich sehr ungünstigem Zeitpunkt.

 

In Halbzeit Zwei verwaltete Ahlen dann zunächst seinen Vorsprung, während der OFC einfach auch läuferisch zu wenig entgegenzusetzen hatte. Suat Türker bewegte sich viel zu statisch und machte es so seinen Gegenspielern leicht. Zu wenig nun auch über die rechte Offenbacher Seite, das sich Weißenfeldt nun sichtlich zurückhielt. Sieger auf rechts eigentlich ein Ausfall. Doch mit der Auswechslung Müller für Zimmermann gab trainer Boysen nochmal das richtige Signal. Endlich ein laufstarker Spieler, der auf rechts für Tempo sorgte. Sieger rückte nun etwas nach innen ein und spielte dort auch etwas stärker auf. Und so kamen wir endlich wieder zu Chancen, zumeist war es Ciric, der für Gefahr vor dem Ahlener Tor sorgte.

 

Dann innerhalb kürzester Zeit zwei Herausstellungen: Mikolajczak wie Weißenfeld mußten nach wiederholtem Foulspiel das Spielfeld verlassen. Einfach ärgerlich, daß Boysen nicht rechtzeitig reagierte und den Neuzugang vor Gelb-Rot bewahrte! Bittere Parallele zu Weissenfelds erstem und einzigem Bundesligaspiel für die SGayE, daß er ebenfalls mit einer entscheidenden Elfmeterszene entschied. Doch im Ahlenspiel machte er einen viel zu guten Eindruck, als daß man ihn nun verdammen könnte.

 

Stattdessen merzte Hans-Jürgen Boysen weitere Schwachstellen unseres Spiels aus, indem er Vesselin Gerov für Türker sowie Adrian Mahr für Akrapovic ins Spiel brachte. Die Kickers setzten in der Schlussphase alles auf eine Karte, trafen die Latte (Ciric) oder die Ahlener retteten auf der Linie (Kanyuk). Doch es sollte einfach nicht reichen. Unsere individuelle Klasse reichte einfach nicht an die Sopic/Jugovic/Asanin heran, so daß zum Schluß ein unverdientes und bitteres 1:2 zu Buche stand. Die Leistung der Kickers macht jedoch Mut für die weitere Regionalligasaison, konnte man doch einem Zweitligisten über 90 Minuten wirklich Paroli bieten! In dieser Form reden wir ein Wörtchen mit im Kampf um die vorderen Plätze!

 

Ein Wort allerdings noch zum Zustand des Rasens auf dem Bieberer Berg: Total ausgetrocknet und mit Löchern überzogen, überall Unebenheiten. Flach gespielt, kullerte der Ball nur so vor sich hin und die Riesenlöcher um die Rasensprinkler sahen gar bedrohlich aus für die Gesundheit der Spieler! Hier sollte man schnellstens reagieren, dieses Thema erscheint mir wichtiger als der Staub auf einigen wenigen Sitzplatzschalen auf der Oriontribüne!

 

Alles in allem jedoch ein schöner Pokalabend. Kickers Offenbach 04/05 macht Lust auf mehr! Kampf- und Laufbereitschaft stimmen endlich wieder und man kann sich bereits auf das nächste Spiel gegen Nöttingen freuen...

 

Traser 21.08.2004